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Eisbären

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DEL: Die Liga der Eisbären

Im Spitzenspiel der DEL haben die Eisbären den Tabellenzweiten Augsburg deklassiert. Warum der Berliner Eishockeyklub die Konkurrenz dominiert.

Elf zu null! Das Duell Tabellenzweiter gegen Tabellenführer war lächerlich, sportlich gesehen. Das sahen selbst diejenigen so, die am Sonntagnachmittag in der neuen Arena am Berliner Ostbahnhof für ein einseitiges Eishockeyspiel verantwortlich waren. Steve Walker, der Kapitän des EHC Eisbären, sagte nach dem Rekordsieg gegen die Augsburger Panther: „Sind wir mal ehrlich, das Spiel war nicht so gut.“ Aber was solle man machen? „Was können wir denn dafür, wenn die Gegner es nicht besser können?“

Die Gegner können es nicht besser als die Berliner – so sieht es aus nach vier Spieltagen in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), an denen die Berliner vier Mal gewonnen haben. Die Eisbären haben die besten deutschen Spieler, sie haben die besten ausländischen Spieler, und sie sind am besten eingespielt. Herausforderungen gibt es in der nationalen Liga kaum, insofern kommt ein Sparringspartner wie Tampa Bay Lightning gerade recht: Der Klub aus der National Hockey League kommt am 28. September zum Testspiel nach Berlin. Und darüber hinaus dürfte auch das Thema Champions League ab Oktober für die Eisbären ein interessantes werden.

Dagegen droht der nationalen Liga Langeweile an der Tabellenspitze. Das befürchtet selbst der Geschäftsführer der DEL. „Die Eisbären werden nach der Hauptrunde Erster sein, da geht wohl kein Weg daran vorbei“, sagt Gernot Tripcke. „Aber in den Play-offs geht es ja dann von Neuem los.“ Die Play-offs beginnen im März nächsten Jahres – was passiert bis dahin? Mit dem Rückenwind der neuen Arena – 14 200 Zuschauer waren beim Premierenspiel eine fantastische Kulisse – wird den Eisbären zumindest in Berlin schwer beizukommen sein. Dabei hatte die Konkurrenz genug Zeit, sich etwas abzuschauen. Das Erfolgskonzept ist gar nicht so kompliziert. Vor gut sechs Jahren haben die Eisbären damit begonnen, junge deutsche Spieler kontinuierlich aufzubauen und beim ausländischen Personal auf Qualität und Kontinuität zu setzen – viele der Profis aus Nordamerika spielen seit langer Zeit für die Eisbären, die Identifaktion mit dem Klub ist groß. Der Kanadier Walker, immerhin schon sieben Jahre Profi in Berlin, sagt: „Wir haben hier Spieler, die trotz dreier Meisterschaften in den jüngsten vier Jahren weiter gewinnen wollen und sich nicht nur ihr Gehalt abholen.“

Wenn nur drei oder vier andere Teams in der Liga ähnlich akribisch gearbeitet hätten wie die Eisbären, stünde das deutsche Eishockey international wohl ganz woanders. Allerdings will nach wie vor kaum ein Klub so arbeiten wie die Berliner: Die Augsburger Panther zum Beispiel haben vor der Saison die halbe Mannschaft ausgetauscht und mussten nun in Berlin feststellen, dass die neue Söldnertruppe nicht besser als die alte ist.

Der Berliner Erfolg ist das Ergebnis jahrelanger Aufbauarbeit, begonnen hat sie unter dem ehemaligen Trainer Pierre Pagé. Der sah das Spiel am Sonntag nur im Fernsehen: Der Kanadier arbeitet inzwischen in Salzburg. Zur Hallenpremiere der Eisbären sagte er eindeutig unbescheiden: „Es gibt Gründe, warum die Eisbären so gut spielen.“ Allerdings sagte Pagé auch: „Das ist eine Situation, in der Berlin nur gewinnen kann.“ Solange die Gegner in der DEL an ihren Konzepten nichts ändern, sieht das wohl so aus.

Berlins neue Halle im Praxistest: S. 7

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