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DEL: Eine Liga, zwei Klassen

Die Deutsche Eishockey-Liga ist längst eine Zweiklassengesellschaft geworden. Was die Eisbären von Straubing unterscheidet.

Berlin - Berlins Großarena wird wohl wieder einmal ausverkauft sein. Und dann wird es am Mittwochabend um 19.30 Uhr ein Eishockeyspiel geben, an dessen Ende mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit die Eisbären Ehrenrunden vor ihren Fans drehen werden. Groß gegen Klein, souveräner Tabellenführer aus Berlin gegen den Tabellenvorletzten aus der bayerischen Provinz, den EHC Straubing, so lautet die Ansetzung.

Was macht man da, um im Vorfeld des Spiels ein wenig Brisanz aufkommen zu lassen? Den Gegner stark reden, denkt sich Don Jackson. Und redet von einem aggressiven Spielstil der Straubinger, „die uns das Leben wie in den ersten beiden Spielen ganz schön schwer machen werden“. Natürlich. Und wenn schon: Die Eisbären haben zwölf Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten Frankfurt, und ein Team wie Straubing wird den Berlinern auf lange Sicht wohl nie im Kampf um den Meistertitel gefährlich werden. Die Eisbären geben unbestätigt 4,5 Millionen Euro für Spielergehälter aus, Straubing verbürgt nur 1,7 Millionen. „Gegen eine Mannschaft wie die Eisbären sind wir naturgemäß immer Außenseiter“, sagt denn auch Straubings Trainer Jürgen Rumrich.

Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) ist längst eine Zweiklassengesellschaft geworden. Es gibt die solventen Klubs mit den Großarenen und eben die kleineren Klubs mit ihren rustikalen Eishallen. Macht es da auf Dauer nicht Sinn, über eine Reduzierung der Liga auf die größeren Standorte nachzudenken? Die Diskussion sei nicht neu, sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. „Aber ein Standort wie Straubing hat ganz klar seine Existenzberechtigung“, sagt er. „Die arbeiten sehr solide und liegen von ihren Zuschauerzahlen im Mittelfeld. Außerdem geht die Rechnung viel Geld viel Erfolg ja auch nicht immer auf.“ Siehe Hamburg. Die Freezers sind Tabellenletzter, trotz großer Halle, trotz vielen Geldes, trotz teurer Spieler. Aber im Gegensatz zu Straubing haben sie die Möglichkeiten, irgendwann mal um den Titel mitzuspielen. Stimmt, sagt Tripcke. „Aber im Fußball werden Bochum oder Cottbus ja auch nie um den Titel mitspielen können.“

Für den US-Amerikaner Jackson hingegen ist das deutsche Produkt im Vergleich zur heimischen National Hockey-League (NHL) etwas gewöhnungsbedürftig. „In Nordamerika wird schon darauf geachtet, dass die infrastrukturelle und sportliche Balance zwischen den Standorten stimmt“, sagt Jackson. Allein das Draft- System, bei dem jede Saison die Rechte an den Nachwuchstalenten verteilt werden, bewirkt schon dauerhaft sportliche Ausgeglichenheit. „Aber da ich nun länger in Deutschland bin, verstehe ich auch die hiesige Mentalität im Sport ein wenig besser, für die meisten Leute gehören übermächtige Klubs oder Dinge wie Auf- und Abstieg einfach dazu. Eine geschlossene Gesellschaft wie die DEL widerstrebt eigentlich der deutschen Sportkultur.“

Die Gefahr des Abstiegs besteht in der DEL eben nicht mehr, dafür die einer gewissen sportlichen Eintönigkeit für die knappe zweite Hälfte der Hinrunde angesichts der Berliner Dominanz. Trotzdem seien die Berliner ihrer Konkurrenz noch nicht völlig enteilt, findet Jackson. „Wir sind nur vier Siege vorn.“ Wenn alles glattläuft, dann sind es am Mittwoch fünf.

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