zum Hauptinhalt
Der große Mann des deutschen Eishockeys. Als erster deutscher Spieler hat Uwe Krupp in der nordamerikanischen Profiliga NHL den Titel gewonnen, als Trainer könnte er nun die Kölner Haie erstmals seit 2002 wieder zum nationalen Titel führen.

© Imago

DEL-Finale: Wie Uwe Krupp die Kölner Haie zum Erfolg entwickelte

Uwe Krupp ist der Vater des Aufschwungs beim Eishockeyklub Kölner Haie – nun steht er vor dem Gewinn des Meistertitels. In der Endspielserie trifft Krupp mit Köln auf Eisbären-Bezwinger ERC Ingolstadt.

Tor! Finale! Jubel? Nicht bei Uwe Krupp. Nachdem die Kölner Haie in der Verlängerung im Halbfinalspiel fünf das Endspiel erreicht hatten, hob ihr Trainer kurz die Arme, schaute zur den Blick auf den Himmel versperrenden Hallendecke der Kölnarena und ließ die Arme sacken. Um Co-Trainer Reijo Ruotsalainen um den Hals zu fallen? Natürlich nicht. Die beiden schüttelten sich die Hand. Das Kölner Trainerteam war das Gegenteil von großer Begeisterung. Für Krupp beginnt schließlich erst am Donnerstag der wichtigste Teil seiner Mission: die Finalserie in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

Und für Köln muss es der Titel sein – als Konsequenz der Aufbauarbeit, die Krupp bei seinem Heimatverein seit 2011 betreibt. Viertelfinale 2012, Finale 2013 und nun die Serie gegen Außenseiter ERC Ingolstadt. Entwickeln, Erfolg haben: So verlief schon die Spielerkarriere des Uwe Krupp. Zweimal wurde er mit den Haien (1984 und 1986) Meister, bevor sich der kräftige, große Verteidiger in Nordamerika nach oben schuftete. Über den Titel in der American Hockey League 1987 bis zum Stanley Cup in der National Hockey-League (NHL), den Krupp 1996 mit seinem Tor in der Verlängerung für die Colorado Avalanche entschied. Ein Tor für die Eishockey-Ewigkeit – als Spieler.

Als Trainer musste sich Krupp nach der Profikarriere wieder hocharbeiten, über Nachwuchsmannschaften beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) bis zum erfolgreichen Bundestrainer. 2010 verlor er mit dem Nationalteam bei der WM erst im Halbfinale gegen Russland, bevor er sich 2011 beim DEB verabschiedete – ohne einen Traum verwirklicht zu haben. Als Nationaltrainer hatte er sogar vom Weltmeistertitel gesprochen. „Ich habe aber nie gesagt, dass wir Weltmeister werden, sondern dass wir es werden wollen. Ohne ein großes Ziel muss man nicht antreten.“

Als Nationaltrainer führte Krupp Deutschland an die Weltspitze heran

Nach Krupp tritt das DEB-Team inzwischen wieder mit dem Ziel an, nicht in der Zweitklassigkeit zu verschwinden. Als Krupp in Köln unterschrieben hatte, untersagte ihm der Verband eine Doppelfunktion als Trainer. Gleiches wurde dem Nachfolger von Krupps Nachfolger Jakob Kölliker, Pat Cortina, für ein Jahr gestattet. Mit Cortina verpasste das Team erstmals die Olympiaqualifikation. Gleiches wäre mit Krupp kaum passiert. Das hat auch strategische Gründe. Krupps Teams sind defensiv gefestigt. Wer gegen Köln zurückliegt, hat es schwer, überhaupt noch vor das Tor des Gegners zu kommen.

Die Kölner Defensive sollte für Ingolstadt zum Problem werden. „Aber ich werde nicht über die Schwächen oder Stärken von Ingolstadt sprechen“, sagt Krupp. Er hoffe nur, dass der Gegner seine Stärken nicht ausspiele. Zwei Dinge sprechen nicht für die Haie: Der Druck beim Traditionsklub ist groß und der Trainer des Gegners kennt die Haie bestens. Niklas Sundblad war noch vergangene Saison Assistent von Krupp in Köln. Und der Schwede hat es geschafft, sein Team auf die entscheidende Saisonphase zu fokussieren.

Gegner ERC Ingolstadt schaltete in den Pre-Play-offs die Eisbären aus

Die Bayern sind als Tabellenneunter mit negativer Bilanz über die Pre-Play-offs bis ins Finale gerutscht – was die Ligakonkurrenz nicht goutiert. Ingolstadt steht zwar seit Jahren finanziell solide da, ist aber mit schwachen Zuschauerzahlen, mangelhafter Nachwuchsarbeit und wenig attraktivem Standort kein Klub, der als deutscher Eishockeymeister Glamour versprühen würde. Sundblad, mit seinem Co-Trainer Petri Liimatainen 2002 als Spieler im bislang letzten Meisterteam der Haie, gilt als einseitig interessierter Mensch: Seine Freizeit, wird kolportiert, verbringt der Schwede vorrangig mit dem Studium von Eishockeyspielen.

Das schafft Krupp, im Februar mit 48 Jahren noch einmal Vater geworden, wohl eher nicht. Das Verhältnis zum einstigen Assistenten umreißt er als „freundschaftlich“. Aber: „Dass Niklas und ich Trainer sind, ist ein Fakt, der keine Bedeutung hat. Wir stehen ja nicht auf dem Eis.“ Besser ist es für Sundblad. Einst als Riesentalent der Größenordnung Peter Forsberg gehandelt, kam der Schwede nur auf zwei Spiele in der NHL. Als Trainer kann er es nun besser machen als der 810-malige NHL-Profi Krupp. Aber es wird schwer, denn in den jüngsten Tagen wirkte der gebürtige Kölner sehr entspannt. Bei Uwe Krupp untrügliches Zeichen für Optimismus.

- Am Donnerstag startet die nach dem Modus Best of seven ausgespielte Finalserie, ServusTV überträgt das erste Spiel aus Köln ab 19.15 Uhr live.

Zur Startseite