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DEL: Schlag den Eisbär

Die Eisbären haben die Deutsche Eishockey-Liga in der Hauptrunde nach Belieben beherrscht. Auch wei die Konkurrenz zu wenig gegen die Berliner Dominanz unternimmt.

Berlin - Das Spiel, das am 30. März in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) beginnt, ist einfach. Es heißt: „Schlag den Eisbär“. Die Siegeschancen der Berliner Herausforderer tendieren dabei gegen null. Läuft es normal, dann haben am Ende der Play-offs sieben Teams verloren, und dann sind die Eisbären Berlin wieder Deutscher Meister. Es wäre das fünfte Mal binnen sechs Jahren und keine Überraschung. 26 Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten Wolfsburg haben die Berliner vor dem letzten Spieltag der Hauptrunde, die heute beim EHC Straubing endet (Beginn 14.30 Uhr). Zu groß war die Dominanz der Eisbären, als dass im Kampf um den ersten Rang irgendwann Spannung aufgekommen wäre. Wer ist schuld daran? Die Eisbären, weil sie so gut sind? Oder der Rest der Liga, der zu schlecht ist?

Beide Fragen lassen sich bejahen. Die Eisbären haben sich ihren Erfolg mit jahrelanger Aufbauarbeit verdient, die vor acht Jahren unter der Regie von Trainer Pierre Pagé begann. Der Kanadier holte die besten jungen deutschen Spieler nach Berlin und baute sie kontinuierlich in sein DEL-Team ein. Inzwischen braucht sein Nachfolger Don Jackson das Erbe nur noch zu verwalten; junge Talente von einst sind nun leistungsfähige Mittzwanziger. Dazu kommt ein Korsett an starken, erfahrenen Spielern – und fertig ist das seit Jahren beständige Team.

National reicht das Konzept der Eisbären aus, um die Gegner klein zu halten. Dem deutschen Eishockey nützt es insgesamt aber nicht, wie sich jüngst bei den Olympischen Spielen zeigte. Da war Deutschland so schlecht wie noch nie bei Olympia – woran die Eisbären nicht ganz unschuldig sind: Auf gehobenes internationales Niveau haben die Berliner keinen ihrer deutschen Nachwuchsspieler heben können. In Vancouver stand mit André Rankel nur ein einst von Pagé geförderter Spieler im deutschen Kader. Das Nationalteam würde wohl auch ohne Eisbären nicht noch schlechter spielen. Das wiederum könnte ein Indiz dafür sein, dass die DEL tatsächlich im internationalen Maßstab schlecht dasteht.

Die Konkurrenz trägt ihren Teil dazu bei: Hätten nur ein paar Klubs das Berliner Rezept kopiert, wäre gerade bei den deutschen Spielern ein größerer Konkurrenzkampf entstanden. Dann wäre das Niveau der Liga sicher ein anderes. Aber vielerorts wird wie eh und je Geld für mittelmäßige Ausländer ausgegeben und schnell die halbe Mannschaft ausgetauscht, wenn es nicht läuft. Das führt auch dazu, dass derzeit mit den Kölner Haien und den Kassel Huskies wieder zwei Klubs aus der DEL ums finanzielle Überleben kämpfen. Erfolgbringende Visionen und langfristige Konzepte gibt es kaum. Das Resultat: Einstige Spitzenklubs, die vom Potenzial her die Eisbären herausfordern müssten, haben sich weit ins Abseits geschossen. Die Adler Mannheim und Köln müssen so noch um eine Play-off-Teilnahme zittern, beide Traditionsteams spielen nach Lage der Dinge zunächst in der Qualifikationsrunde.

Dabei ist sich die Konkurrenz einig, dass die Liga unter der Ausnahmestellung der Berliner leidet. „Es macht keinen Spaß, wenn du so eine Ausnahmetruppe wie die Eisbären hast“, sagt etwa Michael Pfad, der Geschäftsführer der Hamburg Freezers. Und Anton Krinner, Trainer des EHC Wolfsburg, fand es in dieser Saison „total langweilig da oben“. Es sei an der Zeit, dass „die Liga aufwacht und die Berliner Dominanz nicht größer werden lässt“.

Bloß wie soll das gehen, wenn keiner anfängt, sich die Berliner als Vorbild zu nehmen? Kölns Geschäftsführer Thomas Eichin unterbreitete kürzlich einen Vorschlag, wie es für seinen Verein wieder nach oben gehen könnte. „Wir müssen wieder eine effektive Mannschaft aufs Eis bringen“, sagte Eichin. Und wenn nötig, müsse man „Einsparungen im Nachwuchsbereich vornehmen“. Es sieht nicht danach aus, dass so ernsthafte Konkurrenz für die Eisbären heranwächst.

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