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DEL-Spitzenspiel: Ein Gegner zum Verzweifeln

Die Hannover Scorpions liegen den Eisbären nicht. Daher gehen die Berliner etwas verunsichert in das Endspiel um den ersten Platz in der Deutschen Eishockey-Liga

Von Katrin Schulze

Berlin - Don Jacksons Bemühungen waren vergebens. Eine ganze Weile hatte er versucht, die Begegnung seiner Eisbären bei den Hannover Scorpions als gewöhnliches Hauptrundenspiel zu verkaufen. Doch dann geriet der US-Amerikaner nach dem Training seiner Mannschaft selbst so ins Plaudern, dass seine Vermarktungsstrategie als gründlich misslungen bezeichnet werden kann. „Wir bereiten uns immer gleich vor“, sagte der Berliner Trainer. „Aber ...“ Es folgte eine minutenlange Abhandlung über eine Videoanalyse der Hannoveraner Spielkultur, über die Stärken der Scorpions und über mögliche taktische Maßnahmen dagegen. Erst Jacksons Vorgesetzter bereitete dem Treiben ein Ende. „Jetzt reicht es aber, Don“, sagte Manager Peter John Lee und fürchtete wohl, dass sein Coach zu viel preisgibt. Immerhin absolvieren die Eisbären heute ihre bisher wichtigste Saisonpartie: sozusagen das Endspiel um die Tabellenführung in der Deutschen Eishockey-Liga. Gewinnt Hannover, können die Berliner den Rückstand auf die Niedersachsen in nur noch vier ausbleibenden Partien kaum noch aufholen.

Dabei können Jacksons akribische Vorbereitungen auf das Spitzenspiel (Beginn 16 Uhr) kaum verwundern. Sind die Scorpions doch das einzige Team, das die Eisbären in dieser Saison noch nicht geschlagen haben. Dreimal trafen beide Mannschaften bislang aufeinander – dreimal gewann Hannover souverän. Die Analyse des Eisbären-Trainers ergab, dass daran vor allem Hannovers Verteidiger Sascha Goc Schuld war. Allein bei der 2:5-Niederlage Anfang Januar schoss Goc drei Tore gegen die Berliner. Insgesamt hat er bereits 24 Saisontreffer erzielt – mit diesem Wert liegt er auf Rang vier der Torjägerliste und weit vor jedem Stürmer der Eisbären. Nicht umsonst fordert Jackson seine Spieler auf, „besonders auf diesen gefährlichen Spieler zu achten“.

Goc selbst glaubt aber, dass die „Wahrscheinlichkeit eher gering ist, viermal in Folge gegen ein so starkes Team wie Berlin zu gewinnen“. Bewusstes Understatement? Goc muss schmunzeln: „Wir wissen, wie sehr die Eisbären gegen uns gewinnen wollen, und können uns darauf einstellen.“ Schon in den drei bisher absolvierten Partien haben sich die Scorpions hervorragend auf die Philosophie der Berliner eingestellt: Geduldig warteten sie auf ihre Chancen und brachten die offensivstarken Eisbären mit ihrer Disziplin zum Verzweifeln. „Es ist frustrierend, gegen die Hannoveraner zu spielen, weil sie kaum Raum lassen“, sagt auch der Berliner Kapitän Steve Walker. „Aber wir müssen beweisen, dass wir in der Lage sind, diese Mannschaft zu besiegen.“

Bei der Beweisführung fehlen den Eisbären Stefan Ustorf (Kieferbruch) und Richie Regehr (Unterleibsverletzung). Trotzdem scheint es, als hätte sich das Team von Don Jackson besonders intensiv auf den Gegner eingestellt. Denn nur wenn sie Hannover besiegen, haben die Berliner als möglicher Hauptrundenerster die Chance, sich nicht nur einen Platz in der Champions-League-Qualifikation, sondern auch eine bessere Ausgangsposition für die Play-offs zu sichern. „Es ist wahrscheinlich, dass wir dann wieder auf Hannover treffen“, glaubt Steve Walker. „Da sollten wir bestens vorbereitet sein.“

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