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© dpa

DEL-Spitzenspiel in Mannheim: Nathan Robinson, der verdiente Trickser

Nathan Robinson kann zwei Dinge besonders gut: Eishockey spielen und hochdotierte Verträge aushandeln. Am Sonntag spielt er mit seinem neuen Klub Mannheim gegen seinen alten Klub Eisbären.

Von Katrin Schulze

Berlin - Im Sport gibt es für einen Wechsel von Team A nach Team B ja die abgedroschensten Erklärungen. Da wird von neuen Impulsen und Herausforderungen gesprochen, von dem ach so tollen neuen Umfeld undsoweiterundsofort. Das Geld spielt, wenn überhaupt, nur eine absolute Nebenrolle – natürlich. Das ist in der schnelllebigen Deutschen Eishockey- Liga (DEL), wo die Spieler teilweise verschachert werden wie hinfällige Ware auf dem Wochenmarkt, nicht anders. Einer wie Nathan Robinson macht bei diesem Spiel um die moralisch korrekteste Antwort jedoch nicht mit. Der aufgeweckte Kanadier ließ nie Zweifel daran, warum er erst von Mannheim nach Berlin und dann wieder zurück nach Mannheim ging. „Ich habe ein lukratives Angebot erhalten, ist doch klar“, sagte Robinson.

Ist klar. So kennt man Nathan Robinson. Selten scheut er einen Konflikt, und einen flotten Spruch hat er sowieso immer parat. „Hey, Mann“, sagt er meist zur Begrüßung. „Was ist los?“ Dass er seine früheren Kollegen heute auch so euphorisch empfangen wird, wenn er mit den Adler Mannheim im Spitzenspiel der DEL auf die Eisbären Berlin (16.45 Uhr, live auf Sky) trifft, darf bezweifelt werden. Viele Freunde hat sich der Angreifer bei den Eisbären nicht gemacht. Nach der Saison 2005/2006 wechselte er vom Meister aus Mannheim nach Berlin, weil er sich von dort den Sprung in die beste Eishockey-Liga der Welt, die NHL, erhoffte – und weil der Gehaltsscheck satt ausfiel. Zwei Jahre lang lief er für das Team von Don Jackson übers Eis, bevor er den Mannheimer Lockungen erneut erlag.

Wo Nathan Robinson auftauchte, hatte er Erfolg: Bei jedem seiner Engagements holte er mit seinem jeweiligen Verein den Meistertitel. In Deutschland wohlgemerkt. Nicht aber in seiner Heimat, wo er jahrelang vergebens versucht hatte, sich durchzusetzen. „Es ist sehr schade, dass es bisher nicht geklappt hat“, sagt Robinson. „Aber viele wären froh, überhaupt in Nordamerika zu spielen.“ Sieben Partien hatte er in der NHL absolviert, bevor er sein Glück in Europa versuchte – keine herausragende Bilanz für einen mit seinen Ansprüchen. Für überdurchschnittliche Leistungen in der DEL reicht die Kompetenz des 27 Jahre alten Stürmers dennoch. Regelmäßig zählt er zu den besten Scorern der Liga. Und nicht nur das. Nathan Robinson hat den Hang, Eishockey zu zelebrieren und den Gegner mit seiner Wendigkeit und seinem Trickreichtum schwindelig zu spielen. Ein Genuss ist das zuweilen für jeden Liebhaber dieses Sports, doch für den Künstler selbst ist es zugleich seine größte Schwachstelle. Robinson weiß, dass er vielen seiner Kollegen technisch überlegen ist. Das Problem ist nur, dass er es auch seine Mitspieler wissen lässt. Wenn er einen für nicht fähig genug hält, spielt er eben nicht den entscheidenden Pass, sondern probiert es allein – auch auf die Gefahr hin, gnadenlos ins Leere zu laufen.

Es ist dieser Eigensinn, der Robinson bei den Berlinern zum Einzelgänger werden ließ und der seinen Trainer oft genug zum Ausflippen brachte. Don Jackson degradierte ihn aufgrund „ineffektiver Schönspielerei“, wie er einmal sagte, so manches Mal in die dritte Sturmreihe. Bei Doug Mason ist das nicht anders. „Er muss sich mehr ins Spiel einklinken“, hatte Mannheims Trainer zu Saisonbeginn gesagt. Mittlerweile, ergänzt der Coach, sei er zufrieden mit seinem Star. Nach anfänglichen Eingewöhnungsschwierigkeiten hat sich Robinson berappelt und in dieser Saison bereits sieben Treffer für die Adler erzielt, dazu kommen neun Torvorlagen – Robinsons Form ist ansteigend. Ähnliches gilt offenbar für seinen Integrationswillen. „Mannheim ist wie mein zweites Zuhause“, sagt Robinson heute. Fragt sich nur, wie lange noch.

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