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Ab ins Netz. Marie-Laure Delie

© dapd

Sport: Delie legt los

Beim eigentlichen Eröffnungsspiel in Sinsheim siegen die Französinnen mit 1:0 – und bestrafen Nigerias taktische Unzulänglichkeiten

Das mit dem Wetter passt schon mal. Die Sonne war zum WM-Start in Sinsheim genauso gut gelaunt wie das Publikum. Hinterm Tor spielte eine Blaskapelle und auch die restlichen 25 475 Zuschauer in der nicht ganz ausverkauften Rhein-Neckar-Arena hatten ihren Spaß am kurzweiligen, wenn auch nicht immer hochklassigen Kick zwischen Frankreich und Nigeria. Und das erste Tor der Frauenfußball-Weltmeisterschaft bekamen sie auch zu sehen. Marie-Laure Delie erzielte es in Minute 56 zum verdienten 1:0 (0:0)-Sieg der Französinnen im Spiel der beiden kommenden deutschen Gegner in der Gruppe A.

„Marie-Laure ist einfach unglaublich“, sagte Frankreichs Trainer Bruno Bini, „immer wenn sie aufs Tor schießt, trifft sie auch“, was so korrekt nicht war, denn Madame Delie schoss kurz vor Schluss noch ein zweites Mal, allerdings genau in die Arme der nigerianischen Torhüterin Precious Dede.

Die französische Mannschaft nahm den Sieg zufrieden zur Kenntnis und versammelte sich anschließend vor dem Fernseher, um die Konkurrenz aus Deutschland und Kanada zu studieren. Bekanntlich ist in Deutschland seit Wochen verbreitet worden, der Weltmeister würde in Berlin das Turnier feierlich einweihen – ganz so, wie es auch der im öffentlichen Trittbrettsurfen versierte Bundespräsident Christian Wulff in seiner Berliner Stadionrede verbreitete. Dem hielt Bruno Bini entgegen: „Nur die Deutschen glauben, dass sie die WM eröffnen“, aber 15 Uhr sei doch früher als 18 Uhr und eine Eröffnung doch immer das erste Spiel eines Turniers, oder?

Es war das erste Spiel überhaupt zwischen beiden Mannschaften, was vor allem an den Französinnen liegt, weil diese sich zuvor erst einmal für eine WM qualifizieren konnten, und abseits dieser Turniere finden Duelle zwischen Afrika und Europa eher selten statt. Nigeria ist bei dieser fünften WM zum fünften Mal dabei, hat aber erst einmal die Vorrunde überstanden. Immerhin einmal mehr als die Französinnen, die den Frauenfußball noch nicht so lange so ernst nehmen.

Dass sich da einiges tut, war in Sinsheim schwer zu übersehen. Frankreich spielte elegant und mit viel Esprit, beides war am besten festzumachen an Louisa Necib. Die trickreiche Dribblerin und kluge Passgeberin wird daheim schon mit Zinedine Zidane verglichen, und das nicht nur, weil beide nordafrikanische Vorfahren haben. „Wir alle lieben den technisch geprägten Fußball, das ist die große Stärke unserer Mannschaft“, erzählte die Frau mit dem blonden Pferdeschwanz. Gegen Nigeria war sie an so ziemlich allen guten Szenen beteiligt, und davon gab es einige.

Die zunächst größte Chance hatte allerdings Nigeria. Das geschah nach exakt 25 Minuten, als die allzu sorglose französische Abwehr zu weit aufgerückt war und Desire Oparanozie plötzlich ganz allein aufs Tor zulief. Die Mittelstürmerin hatte alle Zeit der Welt, aber der Ball versprang ihr und hüpfte hinfort in Richtung Eckfahne.

Es stand diese Szene stellvertretend für das Spiel des Afrika-Meisters. Nigeria blieb unter den Möglichkeiten, wie schon bei der verpassten Qualifikation für den nächsten Afrika-Cup oder beim desaströsen 0:8 im Testspiel im vergangenen November gegen Deutschland.

Danach stellte der Verband der umstrittenen Nationaltrainerin Eucharia Uche den Deutschen Thomas Obliers zur Seite. Der frühere Trainer des SC Bad Neuenahr hat sich vor allem in den Bereichen Athletik und Taktik verdient gemacht, beides nicht gerade Domänen des afrikanischen Frauenfußballs. Wie viel gerade in der taktischen Zuordnung noch zu vermitteln ist, das war beim französischen Siegtor deutlich zu sehen. Erst durfte die eingewechselte Eugenie Le Sommer völlig unbehelligt von der rechten Seite flanken, dann waren sich in der Mitte zwei Nigerianerinnen nicht einig, wer denn zum Ball gehen solle. Marie-Laure Delie bedankte sich und traf mit beherztem Volleyschuss zum ersten Turniertor und zum 1:0- Sieg.

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