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Sport: Delron Buckley

Wie der Bielefelder das Spiel in Berlin erlebte

Und dann huscht der Schatten doch alleine über den Rasen. Olympiastadion, 25. Minute: Der Bielefelder Delron Buckley zieht nach außen, schlägt den Ball halbhoch zu seinen Kollegen – und wieder fliegt der Ball am Berliner Tor vorbei. Buckley hebt resignierend die Arme, als ob er ihnen sagen will: „Jungs, wie viele Chancen wollen wir denn noch?“

Vielleicht hat es der Südafrikaner geahnt, jedenfalls steht er vier Minuten später erneut ratlos am Strafraum, diesmal am eigenen. Hertha führt 1:0. Buckley nimmt die Hände von der Hüfte, zieht die weißen Stutzen hoch und trabt zur linken Außenbahn. Das ist sein Arbeitsplatz. Und seine Arbeit macht er in diesen Monaten verdammt gut: 25 Spiele, 15 Tore, drei Vorlagen. Sein Vertrag endet 2006, doch für eine halbe Million Euro darf er gehen, so lautet die Ausstiegsklausel. Neulich saßen die Späher von Bayern München und VfB Stuttgart auf der Tribüne und haben ihn beobachtet.

Für Buckley, 27 Jahre alt, war es ein weiter Weg, bis er diese Wertschätzung erfahren hat. Neun Jahre hat er beim VfL Bochum gespielt, dort aber in 110 Spielen nur zehn Tore erzielt. Als Bielefeld ihn im vergangenen Sommer für 250 000 Euro kaufte, haben sie in Bochum gelächelt. Viel Spaß mit dem, liebe Arminia.

Doch über Buckley lacht niemand mehr, Herthas Nationalspieler Arne Friedrich nimmt ihn so ernst, dass er Buckley an diesem Nachmittag fast gar nicht an den Ball lässt. Ein Hackentrick, eine Flanke, kein Torschuss, nicht mal eine Grätsche. Zur Halbzeit geht Buckley im sauberen Trikot in die Kabine.

Anpfiff, 16.30 Uhr, zweite Halbzeit. Hertha rückt schlecht auf, und das ist auch schlecht für Buckley. Er braucht Platz, ist schnell, schiebt beim Sprinten seinen Kopf nach vorne, als ob ihm das noch schneller machen könnte. Doch jedes Mal, wenn Buckley in die Mitte zieht und einen Pass erlaufen will, ist Arne Friedrich schon da.

Dann endlich Hoffnung: Drei frische Kollegen kommen, Trainer Uwe Rapolder ruft, er solle aufrücken. Läuft es besser? Letzte Minute: Arne Friedrich rennt los, Buckley nur halbherzig hinterher. Wenige Sekunden später steht es 0:3. Nach Abpfiff wird Buckley von Herthas Torschützen Yildiray Bastürk in den Arm genommen. Immerhin, dessen begehrtes Berliner Trikot hat Buckley an diesem Tag erkämpft.

André Görke

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