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Sport: Demut der Prominenz

Am Wochenende gingen Fernsehstars mit Hobbygolfern auf die Runde am Seddiner See

Von Jörg Petrasch

Gerhard Delling beißt in einen Fleischspieß. „Ich würde nie über eine Sportart berichten, von der ich nichts verstehe“, sagt Delling. Dabei wirkt der ARD-Sportmoderator, der mit Günter Netzer das Traumduo in der Fußballberichterstattung bildet, ein klein wenig missmutig. Er habe bisher „sauschlecht gespielt“. Jetzt macht er erst mal Mittagspause. Immerhin hat er noch neun von 18 Löchern vor sich. Über Golf hat Delling noch nie berichtet. Golf ist nämlich so eine Sportart.

Am Samstag fand auf den zwei 18-Loch-Plätzen im Golf- und Countryclub Seddiner See neben der 1. Berliner Golf Trophy das Eagles-Charity-Turnier statt. Die „Eagles“ sind eine Vereinigung von Prominenten aus Sport, Film und Medien, die mit öffentlichen Golfturnieren Geld für soziale Projekte sammeln. An diesem Tag standen neben vielen anderen der Fußballweltmeister von 1974, Bernd Hölzenbein, der Entertainer Michael Schanze und Glücksrad-Moderator Peter Bond auf dem Platz. So kamen immerhin 25 000 Euro zusammen.

Um elf Uhr geht es los, durch einen „Kanonenschuss “ – der allerdings nur eine Hupe war. Bereits um diese Uhrzeit ist es richtig heiß, der Himmel blau. Vor dem großzügigen Klubhaus sind Schirme, Tische und Essenszelte aufgestellt. Alles leer, denn die Golfer schlagen ab. Ein Prominenter spielt immer mit maximal drei Hobbyspielern zusammen. Es geht um den Spaß, um das gemeinsame Suchen nach den ins hohe Gras geflogenen Bällen. Außerdem „ist das hier eine so schöne Umgebung, die muss man sich bewahren“, sagt Carlo Thränhardt und zeigt auf den idyllisch gelegenen See. Der ehemalige Hochsprungweltrekordler hat ein Handicap von 12 - das heißt, er braucht im Durchschnitt 12 Schläge mehr als die Platzvorgabe. Das ist beachtlich. Seine Bestleistung im Hochsprung liegt bei 2,42 m. „Bei diesen beiden Sportarten ist nichts, aber auch gar nichts gleich“, sagt Thränhardt. Und Golf hat einen großen Vorteil: „Beim Hochsprung kann man nicht zu seinen Freunden sagen, komm wir gehen mal springen.“ Beim Golf geht das schon.

Viele Schaulustige sind nicht gekommen. Ein Rentnerehepaar findet es „eine gute Idee, dass man hier zuschauen kann“. Die beiden halten sich respektvoll im Hintergrund: „Man muss aufpassen, dass man nicht stört.“ Dabei kennen sie sich aus, sie spielen selbst seit vier Jahren. Als der SAT1-Moderator Jörg Wontorra beim Abschlag mehr den Rasen pflügt, statt den Ball zu treffen, sagt der Rentner: „Die Aufregung ist schuld, da hat er Nerven gezeigt.“ Drei Zuschauer sollen einen medienerfahrenen Moderator nervös machen? „Ja, Golf hat viel mit Psychologie zu tun.“ Und wohl auch mit Neid. „Was denken Sie, woher der Ausdruck Stutenbissigkeit kommt“, fragt eine in weiß gekleidete Dame.

Wontorra bleibt allerdings gewohnt locker. Nach etwa der Hälfte liegt er noch „gut im Soll“– bei einem Handicap von 30. Vom Platz ist er beeindruckt: „Ein Traumplatz – schwer, aber fair.“ Dann geht es weiter. Der Schauspieler Sascha Hehn schlägt an. Sein Schwung ist gut, er trifft den Ball optimal. Und lächelt zufrieden. Wie man ihn kennt. Mittlerweile haben sich ein paar mehr Zuschauer eingefunden. Die Stimmung ist gelassen und beschwingt. Bei einem Putt eines Spielers, der ganz nahe an das Loch rollt, klatscht eine Dame Beifall. „Danke, danke, aber so gut war der gar nicht“, sagt der Spieler. Worauf ein Herr erwidert: „Das war aber kokett.“ Kleine menschliche Schwächen sind erlaubt.Nur Gerhard Delling hat eine richtige Erkenntnis gewonnen: „Was man beim Golfen lernt, ist Demut.“

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