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Sport: Den Bayern die letzte Minute geraubt

Für Zeiten der Enttäuschung, wie nach Werder Bremens Tor zum 2:2 in letzter Minute, haben die Führungspersonen beim FC Bayern München ganz unterschiedliche Reflexe ausgebildet. In Franz Beckenbauers Gesicht zeichnete sich ein lausbübisches Grinsen ab, das vor Häme strotzte und vor Geringschätzung für die Leistung des eigenen Teams.

Für Zeiten der Enttäuschung, wie nach Werder Bremens Tor zum 2:2 in letzter Minute, haben die Führungspersonen beim FC Bayern München ganz unterschiedliche Reflexe ausgebildet. In Franz Beckenbauers Gesicht zeichnete sich ein lausbübisches Grinsen ab, das vor Häme strotzte und vor Geringschätzung für die Leistung des eigenen Teams. Manager Uli Hoeneß versteht sich meist als Schutzpatron der Mannschaft: "Wir haben alles gegeben. Der Ausgleich war ein schlimmes Ding für uns." Zumal er in der letzten Minute fiel, die traditionell den Bayern gehört.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Aus Karl-Heinz Rummenigges Gesicht sprach blanke Wut, und es nötigt Respekt ab, dass der Vorstandschef dennoch bei ziviler Ausdrucksweise blieb: "Wir haben förmlich darum gebettelt." Um das 2:2 - und um die Folgen. Um die Gestalt annehmende Gefahr also, nach dem verpassten Titel nicht einmal die Champions-League-Qualifikation zu schaffen. Der große FC Bayern steht vor der Teilnahme am Uefa-Cup, dem "Verlierer-Cup", wie ihn Beckenbauer einmal nannte.

Trotz gegenteiliger Beteuerungen vermittelten die Bayern gegen Bremen in der ersten Hälfte selten den Eindruck, dass für sie die Partie mehr sei als die unvermeidbare Pflicht zwischen den Tänzen auf Europas Edelparkett gegen Real Madrid. Es waren die Gäste, die forsch begannen und denen nicht viel fehlte, die Aufgabe für die Bayern noch unangenehmer zu machen, als sie ohnehin schon war. Doch zunächst verzog Bode vom Strafraumeck, dann ließ sich Ailton bei einem Solo zu weit abdrängen. "Wenn in der Anfangsphase jemand Akzente gesetzt hat, dann waren es meist wir", sagte Bremens Trainer Thomas Schaaf.

Beim Gastgeber nahm die Eingewöhnungsphase in den Liga-Alltag 22 Minuten in Anspruch. Dann fasste Willy Sagnol all seinen Mut zusammen. Am Dienstag hatte sich der Münchner von den Künstlern vom Madrider Fußball-Varieté mehrfach düpieren lassen, was die Presse mit Kommentaren bedachte, die dem Franzosen die Suche nach einer neuen Sportart nahe legten. Immerhin war sein Volleyschuss aus 22 Metern bis dahin das bescheidene Highlight im Spiel des FC Bayern.

Hitzfeld hadert

Eine Minute später jedoch erklärte der Chef persönlich die freudlose Angelegenheit für beendet. Es war einer der bei Stefan Effenberg in immer größeren Abständen auftretenden Glanzmomente, ein Querlupfer per Pike von der Strafraumgrenze, der Claudio Pizarro das Tor zum 1:0 praktisch aufzwang. Doch noch während der Stadionsprecher die Zuschauer mit der Frage nach dem Spielstand ablenkte, hatte Schiedsrichter Aust nach einem Schubser Linkes Strafstoß für Werder gepfiffen. Ailton verwandelte sicher. Einen zweiten Elfmeter nach einem Handspiel von Robert Kovac verweigerte Aust dem Gast.

Gemäß ihrer Gewohnheit, erst nach der Pause die zuvor geschonten Energiequellen anzuzapfen, drängten die Bayern den Gast nach der Pause in die Defensive. Der Lohn folgte bald. Sagnol bewies, dass er auch flanken kann, und diesmal hieß der Vollstrecker Roque Santa Cruz (55.). In der Folge deutete alles auf einen Münchner Sieg hin. Pizarro (74.) und Santa Cruz (82.) vergaben weitere Chancen, echte Bremer Gegenwehr fand nicht statt. "Wir hätten das 3:1 machen müssen, doch es fehlte die letzte Konzentration", haderte Trainer Ottmar Hitzfeld.

Und dann - Torwart Rost schwirrte schon wieder durch den gegnerischen Strafraum - gab es Freistoß für Werder. Der Rest: Banovic flankt, Krstajic köpft, Ausgleich, Abpfiff. Und mit der guten Laune war es schnell vorbei beim FC Bayern. Zumindest bis Mittwoch, dem Spiel bei Real Madrid.

Daniel Pontzen

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