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Sport: Den bösen Blick bannen

Der Profiboxer Michel Trabant will seinen EM-Titel verteidigen

Von Jörg Petrasch

Berlin. Irgendwie scheint es Michel Trabant ein wenig peinlich zu sein. Beim Fotoshooting mit seinem Gegner Jozsef Matolcsi blickt der Ungar verhalten grimmig in Trabants Gesicht. Trabant dagegen weicht dem Blick aus und schaut in die Objektive. Als ein Fotograf die beiden auffordert, sie möchten sich doch gefälligst einander zuwenden, dreht sich Trabant endlich zu Matolcsi. Sie halten einige Sekunden Blickkontakt – und fangen dann beide an zu lachen. Ernsthaft oder gar böse zu schauen ist gar nicht so einfach. Warum auch, „Matolcsi ist doch ein netter Junge“, sagt Trabant.

Das kann ja sein. Aber wir sind doch beim Boxen. Immerhin will Trabant heute seinen Europameistertitel im Weltergewicht (66,67 kg) zum ersten Mal verteidigen. Im Estrel Convention Center – um 18.45 Uhr beginnen die Vorkämpfe. Unter anderem mit Weltmeisterin Regina Halmich gegen Yvonne Caples (USA). Das ZDF überträgt den Kampf von Trabant live um 23 Uhr. Da wären doch vielleicht ein paar Kraftsprüche angesagt. Nicht aber bei Trabant. „Ich habe keine große Klappe, das ist einfach nicht mein Stil“, sagt der 24-Jährige, „mich interessiert nur meine sportliche Entwicklung.“

Und da sieht es bisher ganz ordentlich aus. Mit zehn Jahren fing der kleine Michel an zu boxen. Bei einem Schülervergleich wurde sein Talent von Werner Papke entdeckt, der Trabant ein paar Jahre trainierte und ihm einen Profivertrag beim Boxstall Universum verschaffte – bei dem er noch heute ist. Das Besondere: Trabant war erst 16 Jahre. Und damit jüngster Profiboxer europaweit. Nicht wenige hielten das damals für zu früh. Zumal der im Prenzlauer Berg aufgewachsene Trabiant deshalb nach der achten Klasse von der Schule abgegangen war. Ohne Abschluss. Nur mit der jugendlichen Hoffnung, als 21-Jähriger Weltmeister im Supermittelgewicht zu sein. Damals wohnte Trabant sogar eine Zeit bei dem damals 64-jährigen Papke. Mittlerweile trainiert er bei Torsten Schmitz, ist seit drei Jahren verheiratet und hat einen Sohn.

„Bereut habe ich diesen frühen Schritt ins Profilager nie“, sagt Trabant. Natürlich hatte er sich das Ganze leichter vorgestellt. Geholfen hat ihm aber, dass er immer erfolgreich war. Von seinen bisher 36 Profikämpfen hat der Berliner alle gewonnen, 17 allein durch K. o. Und natürlich will er noch immer Weltmeister werden. Aber so eilig ist es ihm damit jetzt nicht mehr: „Ich boxe erst, wenn ich dazu bereit bin. Der EM–Titel hat so viel Kraft gekostet, den will ich jetzt nicht gleich wieder weggeben.“ Schon gar nicht heute. Auf den Kampf hat er sich acht Wochen intensiv vorbereitet. Etliche Stunden Sparringskämpfe und Konditionsläufe liegen hinter ihm. Trabant fühlt sich gerüstet. „Ich bin topfit.“

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