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Sport: Den Eintrag ins Guinness-Buch gerettet

Vor Höhepunkten absolvieren Athleten gerne ein Höhentraining, Lars Thiede schaltet in solchen Fällen seinen Computer ein und öffnet die Datei "Chess-Base"VON PHILIP BANSE Vor Höhepunkten absolvieren Athleten gerne ein Höhentraining, Lars Thiede schaltet in solchen Fällen seinen Computer ein und öffnet die Datei "Chess-Base".Über 700 000 Partien hat er dort gespeichert.

Vor Höhepunkten absolvieren Athleten gerne ein Höhentraining, Lars Thiede schaltet in solchen Fällen seinen Computer ein und öffnet die Datei "Chess-Base"VON PHILIP BANSE Vor Höhepunkten absolvieren Athleten gerne ein Höhentraining, Lars Thiede schaltet in solchen Fällen seinen Computer ein und öffnet die Datei "Chess-Base".Über 700 000 Partien hat er dort gespeichert.Zuletzt analysierte der Spandauer 150 Eröffnungen dreier Spieler von Schwarz-Weiß Lichtenrade, Halbfinalgegner im Berliner Pokal am vergangenen Wochenende.Die Mühe lohnte sich für Thiede und seine Schachfreunde Neukölln nicht.Er selbst spielte zwar remis, aber sein Bundesliga-Team, das im Vorjahr den Pokal zum dritten Male hintereinander gewonnen hatte - zog mit 1,5:2,5 den kürzeren gegen den Oberligisten, der auch im Finale gegen Zweitligist König Tegel mit 2,5:1:5 überraschte. Lars Thiede, der im Spiel um Platz drei gegen Chemie Weißensee einen Sieg zum 2,5:1,5 beisteuerte, zählt unter den 20 besten Berliner Spielern sicher zu den besten.Erst vor zwei Wochen half er, einen Weltrekord im Simultan-Schach aufzustellen.Beinahe wäre damals freilich alles schiefgegangen.Spieler 16 hatte gerade gezogen und Lars Thiede, blond, kurzhaarig und ein bißchen schlaksig, eilte zum Zug heran, als eine Bö die Figuren vom Schachbrett blies und auf dem Spandauer Rathausplatz verteilte.Der Weltrekordversuch fürs Guinness-Buch schien schon gescheitert."Die hatten alle Panik, aber ich habe kurz überlegt", erzählt Thiede - "und die Partie dann wieder aufgebaut." Die Organisatoren vom Schachklub Zitadelle Spandau staunten. Der Versuch von 16 Berliner Schachgrößen an 120 Brettern, jeder gegen jeden, drei Stunden Bedenkzeit pro Partie, war auch für Thiede ein Marathon.Sechs bis sieben Kilometer hat er zurückgelegt."Außerdem hat dauernd dieser SFB-Mann gequatscht, und es war heiß."Naja: Spaßschach," sagt Thiede. "Ernstschach" spielt Thiede ab Oktober in der Bundesliga, für ihn und die Neuköllner ist es die erste Saison.Dort gibt es eine geradezu asketische Turnierordnung.Genügsam lebt Thiede auch außerhalb seines Sports.Keine Zigaretten, kaum Alkohol und immer in bedächtiger Stimmung.Lächelnd sagt er: "Ich bin wohl das Klischee eines Schachspielers." Thiede studiert Jura, wohnt "aus finanziellen Gründen" bei der Mutter im Spandauer Hochhaus."Mit der habe ich früher immer Memory gespielt, daher mein fotografisches Gedächtnis." Weil beim Weltrekordversuch niemand die Spielzüge notiert hatte, rekonstruierte Thiede drei seiner Partien aus dem Kopf.Am Ende hatte er elf Partien gewonnen, bei vier Remis: bester Spieler."Sehr souverän", sagt er und lacht.Ins Guinness-Buch kommt jedoch nur der Verein, nicht der beste Spieler.Aber: "Ich durfte Spandaus Bürgermeister die Flosse schütteln." Er stockt."Wie heißt der noch gleich?" Nervös blickt Thiede an die Decke und wird rot."Naja, seit die CDU hier regiert, kenn ich die Namen nicht mehr."

PHILIP BANSE

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