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Sport: Den Mut los

Beim 0:2 in Bremen zeigen die Spieler von Borussia Dortmund keine Gegenwehr

Die nötige Entschlossenheit beim Gastspiel in Bremen hat nur Bert van Marwijk demonstriert: Zehn Minuten vor Spielschluss beförderte der Holländer den Ball von der Seitenlinie mit einer Vehemenz ins Spielfeld zurück, die dem Rest des schwarzgelben Ensembles gut zu Gesicht gestanden hätte. Zum Leidwesen der Dortmunder Fangemeinde ist van Marwijk in Dortmund als Trainer angestellt, so dass er während der 90 Bundesligaminuten nichts Zählbares bewegen kann. Und so unterlag der BVB vor etwas mehr als 40 000 Zuschauern im Weserstadion dem Deutschen Meister ohne erkennbare Gegenwehr mit 0:2 (0:1).

Es war eine Begegnung ohne Leidenschaft und Emotionen. Ein Umstand, mit dem die Bremer hervorragend leben können. Das Team von Trainer Thomas Schaaf war aufgrund der Dreifachbelastung aus Meisterschaft, Pokal und Champions League in der Liga zuletzt mehr und mehr ins Straucheln geraten und dürfte nach dem schweren Spiel am vergangenen Mittwoch gegen Inter Mailand heilfroh gewesen sein, gegen Dortmund ohne großen Aufwand zum Erfolgserlebnis zu kommen. „Es war für uns enorm wichtig, diese Punkte zu holen,“ sagte ein gewohnt entspannter Thomas Schaaf nach der Partie. „Jetzt haben wir eine Woche, in der wir uns ein bisschen Ruhe gönnen können.“

Mit 24 Punkten haben die Bremer den Kontakt zur Spitzengruppe gehalten, der nach einem weiterem Misserfolg verloren gegangen wäre. Dabei erwiesen sich die Gäste aus dem Revier als Aufbaugegner, schließlich enttäuschten sie während des gesamten Spiels. Als cleverer Trainer verbuchte Schaaf diesen Umstand zugunsten seines Teams: „Wir haben 90 Minuten konzentriert agiert und den Gegner nicht zur Entfaltung kommen lassen“, sagte Bremens Coach nüchtern. Grund zur Euphorie bestand auch nicht. Schaaf sprach von einem „ordentlichen Spiel. Mehr war es nicht“.

Für die Dortmunder Fans war es ein frustrierender Nachmittag. Die Mannschaft beschränkte sich von der ersten Minute an darauf, ihr Tor zu verteidigen, nach vorne kamen keine Angriffe, die mit Leidenschaft und Überzeugung vorgetragen worden wären. Schon früh wurde klar, dass es ein Unentschieden oder gar einen Sieg nur mit Hilfe einer Verkettung vieler glücklicher Umstände geben würde. Allein Nationalstürmer Miroslav Klose verbreitete in der Dortmunder Hintermannschaft mit seinen schnellen Antritten so viel Unruhe, dass ein Rückstand lediglich eine Frage der Zeit war.

In der 32. Spielminute war es dann so weit: Klose, der zum besten Mann auf dem Platz wurde, nahm eine Flanke volley, BVB-Torhüter Roman Weidenfeller reagierte zwar gut, konnte den Ball aber nur vor die Füße von Johan Micoud fausten, der aus kurzer Distanz zur Führung der Bremer traf. Ein Signal, sich endlich zur Wehr zu setzen, war das für die Dortmunder indes nicht. Wie gelähmt verharrte die Mannschaft von Bert van Marwijk in der Defensive und gab sich mit Schadensbegrenzung zufrieden. Kapitän Christian Wörns sprach von einer „Katastrophe, vor allem in der ersten Halbzeit“.

Weil die Dortmunder sich auch nach dem Seitenwechsel nicht zu mehr Engagement aufraffen mochten, kam Bremen in der 55. Minuten durch Verteidiger Valerien Ismael zur Entscheidung. Nach einem Freistoß von Micoud traf der Franzose per Kopf, was erstaunlich anmutete, weil er den Tschechen Jan Koller locker übersprang. Dass sich der längste Spieler der Bundesliga dermaßen leicht im Zweikampf besiegen ließ, sagt viel über den Zustand der Dortmunder Mannschaft aus.

Auch der erfahrene Christian Wörns wirkt inzwischen ebenso ratlos wie seine Mitspieler: „Ich weiß nicht, woran es liegt“, sagte der Verteidiger, „wir haben doch schon gezeigt, dass wir es können.“

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