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Kult in Köpenick. Die Alte Försterei ist gegen Greuther Fürth in dieser Saison zum wiederholten Male ausverkauft.

© dpa

Der 1. FC Union vor dem Topspiel gegen Fürth: Stiller Stolz in Köpenick

Vor dem Spitzenspiel am Freitagabend gegen Greuther Fürth macht sich nur zarte Euphorie im Umfeld des 1. FC Union breit. Auch wenn die Tabellenführung schwer zu ignorieren ist.

Köpenick unterscheidet sich dieser Tage kaum von anderen Berliner Stadtteilen. Die Sonne scheint mal und mal nicht, genauso verhält es sich mit dem Regen. Herbst halt. Die Leute gehen mit der gleichen Geschäftigkeit den Dingen des Alltags nach, wie sie es seit jeher tun. Christian Arbeit will dennoch einen kleinen Unterschied festgestellt haben. „Die Menschen sind glücklich, auch wenn sie nicht auf der Straße herumtanzen“, sagt der Stadion- und Pressesprecher des 1. FC Union. Arbeit beschreibt das Köpenicker Lebensgefühl im September 2013 so: „Stolz, aber leise.“

Zumindest trifft das auf jene zu, die es mit dem 1. FC Union halten. Der Berliner Zweitligist erlebt gerade so etwas wie eine erste Hochphase der noch jungen Saison. Nach sieben Spielen ist Union Tabellenführer – zum ersten Mal seit gut vier Jahren. Dazu kommt am Freitagabend der Zweite Greuther Fürth zum Spitzenspiel ins Stadion An der Alten Försterei (18.30 Uhr, live im Ticker bei Tagesspiegel.de). Die ist, wie sollte es anders sein, ausverkauft. „Bei den Online-Bestellungen ist am Sonntagnachmittag nochmal einiges passiert“, sagt Arbeit. Da stand fest, dass Union durch den 1:0-Sieg in Ingolstadt und die gleichzeitige Niederlage der Fürther gegen Bochum (0:2) als Erster in das Spitzenspiel geht. „Ansonsten gab es aber nichts Außergewöhnliches.“

Im Umfeld ist wenig davon zu merken, dass für Union eines der wichtigeren Spiele der jüngeren Vereinsgeschichte ansteht. Nirgends hängen Fahnen aus den Fenstern, die nicht auch vorher schon da waren. Auffälligkeiten im Straßenbild: Fehlanzeige. „Alle wissen, dass es erst der siebente Spieltag ist“, sagt Arbeit. „Die Fans können die Situation realistisch einschätzen.“

Von sportlicher Seite ist ohnehin nur gewohntes Understatement zu vernehmen. Auch wenn es schwer fällt, die Situation gänzlich zu ignorieren. „Wir werden ja täglich daran erinnert, dass wir Erster sind. Da ist es schwer, das aus den Köpfen zu kriegen“, sagt Michael Parensen, der heute wohl wieder gemeinsam mit Damir Kreilach die Doppelsechs vor der Abwehr bilden wird. Jedenfalls gibt es für Trainer Uwe Neuhaus kaum Gründe, etwas zu ändern. Seit sechs Spielen ist seine Mannschaft nun ungeschlagen.

„Wir wissen, dass es eine vorübergehende Situation ist. Nun liegt es an uns, daraus eine länger bleibende zu machen“, sagt Parensen. Unions Allrounder sieht in dem Spiel gegen Fürth „zumindest teilweise“ eine Art Reifeprüfung. „Jetzt ist es an uns, zu zeigen, dass wir eine gefestigte Mannschaft sind, die eine solche Situation auch bewältigen kann.“

Bisher hat Union zwar schon gegen einige Mannschaften der gehobeneren Kategorie gespielt, mit den vermeintlichen Aufstiegskonkurrenten hat man sich aber noch nicht gemessen. Neben dem heutigen Spiel gegen Fürth stehen die Duelle mit dem 1. FC Köln und dem 1. FC Kaiserslautern erst noch an. Dazu warten noch unangenehme Auswärtsaufgaben wie in Paderborn oder in Cottbus.

Gegen die Topmannschaften der Liga tat sich Union in der Vergangenheit oft schwer. Die letzten beiden Aufeinandertreffen mit den Fürthern etwa endeten aus Berliner Sicht ernüchternd. 0:4 und 0:5 hieß es vor zwei Jahren. „Da wird mir immer noch richtig übel, wenn ich daran denke“, sagt Trainer Neuhaus. Nach dem Abstieg aus der Bundesliga hat die aktuelle Fürther Mannschaft aber kaum noch etwas mit dem Team von vor zwei Jahren gemein. Auf der anderen Seite haben sich die Berliner weiterentwickelt. Unions Anhänger haben die neue Qualität ihres Teams zur Kenntnis genommen. Gekünstelter Euphorie bedurfte es dazu nicht.

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