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DER 19. SPIELTAG: Live aus dem Stadion

Die Bundesliga kommentiert von Marcel Reif

Jubel kann grenzenlos sein. Vor allem dann, wenn keiner so recht glauben mag, dass es überhaupt etwas zu feiern gibt. Die Stuttgarter wissen davon ein Lied zu singen. Auch sie haben ein wenig ungläubig ihre Meistertitel im vergangenen Jahr bejubelt. Nicht, dass sie unverdient Deutscher Meister geworden wären. Niemand wird das behaupten, weil am Ende, so will es das Fußballgesetz, einfach immer der Beste oben steht. Und doch wirkt die Stuttgarter Meisterschaft in der Nachbetrachtung wie ein Märchen – dem das Happy End jetzt vielleicht abhanden kommen könnte. Denn die 1:3-Niederlage gegen Hertha BSC, wahrlich keine Übermannschaft, zeigt das Dilemma des VfB auf. Die Meisterkrone wird zur Bürde für die Schwaben. Und das deutete sich schon bei der Frage an, welches Ziel die Stuttgarter diese Saison überhaupt ansteuern sollten: Wieder Meister werden? Niemand hätte das für voll genommen, der VfB selbst wohl am wenigsten. Champions League? Es wäre möglich gewesen. Aber doch wenigstens Uefa-Pokal. Doch selbst dieses Ziel ist außer Sichtweite.

Der Start in die Hinrunde war holprig, die Champions League ein Desaster. Naiv haben sie ihre internationalen Spiele verloren. Nun auch noch der völlig verkorkste Start in die Rückrunde mit zwei deftigen Klatschen. Es wird deshalb nicht alles schlecht beim Meister. Das Duo Veh/Heldt leistet gute Arbeit. Sie bauen ein Team neu zusammen, müssen verletzungsbedingte Ausfälle kompensieren. Und setzten jetzt auch Zeichen mit der Verbannung von Torwart Rafael Schäfer auf die Bank. Alles richtig. Trotzdem bleibt festzustellen: Der Meister ist in diesem Jahr eine Fehlbesetzung.

Die Fallhöhe ist für die Stuttgarter zu hoch gewesen. Mannschaften wie Bayern, Bremen oder auch Schalke kennen die dünne Luft an der Tabellenspitze. Sie wissen, wie es ist, als Favorit oder wenigstens als Titelanwärter ins Rennen zu gehen. Stuttgart weiß das (noch) nicht und muss nun zahlen für den Fluch der guten Tat, im vergangenen Jahr überraschend den Titel geholt zu haben. In einer Saison, in der scheinbar keiner Meister werden wollte. Vielleicht sind in Bremen und Gelsenkirchen jetzt einige sogar dankbar, nicht selbst mit der Bürde Meisterschaft durch das Ligafeld marschieren zu müssen. In Stuttgart wird der grenzenlose Meisterjubel immer mehr zur scheinbar nie da gewesenen Fata Morgana.

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