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Marcel Reif. TV-Reporter und Tagesspiegel-Kolumnist.

© dpa

DER  22. SPIELTAG: Live aus dem Stadion

Pierre Littbarskis Einstand in Wolfsburg war alles andere als glorreich. Die Aufräumarbeiten haben gerade erst begonnen, auch Manager Dieter Hoeneß muss sich hinterfragen lassen.

Mag ja sein, dass die Fan-Gemeinde in Wolfsburg ganz glücklich ist, weil der einst lustige Litti nun der Herr Littbarski und Cheftrainer ist. In Wolfsburg sind sie ja auch froh, in ein Stadion gehen zu können, in dem Bundesliga-Fußball gespielt wird. Selbstverständlich ist das schließlich nicht. Auch nicht für den Ex-Deutschen-Meister, weil er ja immer noch nicht richtig weiß, wieso er Meister geworden ist. Na klar, mit viel, viel Geld, welches der Felix Magath optimal eingesetzt hat und mit dem er den Klub arg überhitzte. Magath wusste, dass das nicht zu wiederholen ist, er ging, er hinterließ Erwartungen. Erwartungen, die der Konzern vorgibt, aber zwischen Konzern und Klub, mein Gott, wie viel Welten liegen dazwischen?

Der Konzern wollte, er will große Namen. Für deren Engagement ist der zumindest nicht ganz kleine Name Dieter Hoeneß zuständig. Der muss sich nun auch hinterfragen lassen. Nicht nur über seine vermeintliche Abwesenheit im Stadion beim Debüt des neuen Coaches. Sondern mehr noch wegen seiner gescheiterten Trainer, wegen Armin Veh, der den gestrigen Gegner Hamburger SV etwas glücklicher eingestellt hatte, als der Herr Littbarski die Seinen. Wegen Steve McClaren. Wegen Ralf Rangnick, der schon gehandelt wird, bevor der Herr Littbarski überhaupt seine erste Trainingseinheit absolvierte, nämlich die Umstellung in der Ansprache – vom Du zum Sie, eine Maßnahme, die beim Torschuss gewiss unabdingbar ist. Aber ob das dem Konzern mit seinen Ambitionen aufs Weltgeschehen ausreichend ist?

Und der Herr Littbarski selber? Der hat eine recht überschaubare Karriere als Erfolgstrainer, in der die ozeanische Meisterschaft mit dem FC Sydney gegen ein Team aus Neukaledonien auf der Habenseite zu finden ist und die Entlassungen beim japanischen Zweitligisten Fukuoka und beim FC Vaduz in Liechtenstein sowie das vorzeitige Dienstende bei Saipa Teheran auszugleichen versucht. Ob das so glücklich war, dass er zum Entree in Wolfsburg erst einmal nachtrat gegen den vormaligen Chef? Einen Mangel an körperlicher Fitness bei den Spielern hat er ausgemacht, die Fitness ist in der Regel auch Aufgabe des Kotrainers. Wie hieß der noch gleich beim VfL Wolfsburg bis vor wenigen Tagen? Nein, so etwas tut man nicht. Nach hinten treten und nach vorne die Autorität mit der Anrede zementieren zu wollen, das ähnelt doch ein wenig zu sehr Hierarchiekämpfen im Kindergarten.

Die Aufräumarbeiten beim VfL Wolfsburg sind noch nicht beendet. Dem Konzern können so viel Fiat, nämlich Fehler in allen Teilen, nicht gefallen.

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