zum Hauptinhalt

DER  28. SPIELTAG: Live aus dem Stadion

Gut möglich, dass am Ende der Saison „Der Hügel“ zur Trainingsinnovation des Jahres gekürt wird. Der Hügel, jene diabolisch steile Wolfsburger Aufschüttung, auf der Trainer Felix Magath seine Spieler wahlweise fit macht oder quält.

Gut möglich, dass am Ende der Saison „Der Hügel“ zur Trainingsinnovation des Jahres gekürt wird. Der Hügel, jene diabolisch steile Wolfsburger Aufschüttung, auf der Trainer Felix Magath seine Spieler wahlweise fit macht oder quält. Man kann sich das ja mal lustig vorstellen, etwa am Beispiel von Stürmer Grafite. Der hat jetzt kundgetan, dass er eigentlich Grafit–e heißt und nicht Grafitt oder Grafitsch. Der Trainer will davon nichts wissen, und wenn es dumm läuft, dann bittet er seinen Stürmerstar zwei-, dreimal auf den Hügel. Inklusive Medizinball. Ich bin sicher, anschließend würde Grafit–e auch gestehen, in Wahrheit Felix zu heißen. Und das ist das Frappierendste der Saison: dass diese Archaik weit besser dasteht als das gesamte Münchner Funktionsteam inklusive der bereits geschassten Buddhas. Für Magath, einst schlecht gelittener Trainer bei den Bayern, dürften es mehrere innere Marienplätze sein, dass er, der diametrale Gegenentwurf zu Klinsmann, so strahlend glänzen kann, wo der Konkurrent mühsam gegen die Verblassung kämpft.

Was soll sich daran ändern, warum sollte der VfL Wolfsburg noch abstürzen in die Region, in die er gefühlt und auf dem Papier gehört? Weil ihm die Aussicht auf die Meisterschaft zu Kopf stiege? Nein, in Wolfsburg gibt es nur ein M-Wort: Magath. Der hilft auch gegen mentale Schwächen. Ein körperlicher Einbruch? Bei einer Mannschaft, die von Felix Magath trainiert wird? Die Antwort: Hügel.

Gewiss ist auch Geld ein Schlüssel für den Wolfsburger Flug in die Höhe. Aber damit muss man auch umgehen können, und was Magath als Allein-Allrounder in Wolfsburg damit gemacht hat, ist aller Ehren wert. Das war alles weniger nach der amerikanischen Methode des Kollegen in München, das folgte mehr dem Magathschen Motto „Qualität kommt von Qual“, ist aber unter dem Strich für den Zuschauer weit weniger quälend anzusehen als so mancher Münchner Event. Wolfsburg, auch wenn es gestern gegen die mal wieder widerstandsfähigen Leverkusener etwas mühevoll war und gleichzeitig der Konkurrent aus Bayern seine Chance auf Klinsmanns Arbeitsplatzsicherung wahrte, Wolfsburg spielt modern. Und wenn es nicht klappt mit dem M für Wolfsburg? Den Beweis, dass die Münchner Art der Erfolgssuche nicht die allein selig machende ist, den hat Magath allemal erbracht. Für Zweifler empfehle ich ein paar Steigerungsläufe den Hügel hinauf.

Zur Startseite