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DER 4. SPIELTAG: Live aus dem Stadion

Die Bundesliga kommentiert von Marcel Reif

Bitte, bitte, Berlin, nicht durchdrehen, nicht hyperventilieren, nur weil gestern gegen Wolfsburg zumindest eine Halbzeit lang etwas zusammenpasste, was nach der reinen Lehre nicht zusammenpassen kann. Nämlich eine Mannschaft, deren Mitglieder sich ein paar gefühlte Stunden kennen und die trotzdem kombinierten wie eingespielt. Und es war auch nicht der Sieg des einen ungewöhnlichsten und unerprobtesten Modells zur Gewinnmaximierung über das andere ungewöhnlichste und unerprobteste Modell.

Fangen wir mit den Wolfsburgern an. Dort haben sie offensichtlich endlich eingesehen, dass ihr bisheriges Bundesliga- Schaffen im Planungsstab von keinerlei sportlicher Kompetenz begleitet war. Und dann haben sie Felix Magath erst einmal mit VW und Audi überredet, dass Wolfsburg viel schöner ist als Real Madrid und ihn dann zum Felix Almighty gemacht. Das heißt, komplett konsequent waren sie dabei nicht, weil: Magath lässt ja spielen. Das mutet ein bisschen mittelalterlich an mit einem Patriarchen, der über alles, bis runter zur Höhe des Rasenschnitts, das letzte Wort hat. Aber bitte, wenn’s der Wahrheitsfindung dient, bisher diente es nicht.

Und Hertha? Das haben sie gerade das Modell der Alleinherrschaft aufgegeben, und siehe: Manager Dieter Almighty kann loslassen. Und dies auch mit einem erstaunlichen Ansatz: Wenn es heißt, dass man in der Mitte des Flusses die Pferde nicht wechseln sollte, dann muss man wohl sagen, dass Hertha sie dort erst bestiegen hat. So spät dürfte wohl noch nie ein nahezu kompletter Kader aufgestellt worden sein. Mit der zusätzlichen Erschwernis, inmitten der Aufgabe das Ziel zu ändern: weg vom alpenländlichen Jugend-forscht-Experiment hin zur brasilianischen Kolonie. Was gewiss nicht die schlechteste Richtungsänderung war. Denn bei aller Wertschätzung für den Schweizer Fußball, es geht dort, wie man im munteren Bergvolk im Herzen der Alpen sagt, anders zu und her.

Es wurde ja schon geunkt, dass Hertha Probleme bekommen werde in dieser Saison und mehr mit dem Abstieg zu tun habe als mit dem Aufbau, aber dazu dürfte, selbst wenn sie gestern fast noch ins Straucheln geriet, diese abenteuerliche Zusammensetzung zu viel Potenzial haben. Wer weiß, wozu es noch gut war, dass Dejagah, ausgerechnet der, gegen das Berliner Hyperventilieren traf.

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