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DER 4. SPIELTAG: Live aus dem Stadion

Die Bundesliga kommentiert von Marcel Reif

So ist das eben im 21. Jahrhundert mit der Folklore und dem scheinbar unüberbrückbaren Graben zwischen Schalkern und Dortmundern: Dass die Bratwurst im Dortmunder Stadion aus Gelsenkirchen kommt, wird eingefleischten Schwarzgelben zwar nicht schmecken, ist aber Beleg dafür, dass die gefühlige Historie allenfalls noch Fassade ist im Business. Warum auch mehr? Das gestrige Derby zwischen der Borussia und Schalke 04 barg auch ohne Bergmanns Brimborium so viel Brisanz wie seit Jahren nicht mehr. Tabellenplatz eins gegen drei, so nah waren sich die beiden Teams schon lange nicht mehr, und zwar auf dem Platz als auch in der Finanzwelt mit ihren gleichen Geschäftsmodellen. Ein Spiel mithin, in dem Weichen gestellt werden konnten.

Die Dortmunder sind nach Jahren des Umbruchs wieder mal obenauf. Trainer Klopp ist der Star, und auch wenn er einem mit seiner Omnipräsenz so langsam auf die Nerven geht: er passt. Die Weiche für das Gleis, das zum Gipfel führt, haben die Dortmunder gestern noch nicht gefunden. Überforderung war es, was sie lange zeigten, allen voran Zidan im Sturm, dicht gefolgt von Subotic in der Abwehr. Aber aufgegeben haben sie sich nicht.

Und Schalkes Richtung? Soll man es wirklich wagen zu glauben, dass wenn die Bayern sich selbst zum Straucheln bringen, dass dann Schalke… Sie begegneten dem BVB gestern lange nicht auf einer Ebene, sie standen mindestens zwei Level darüber. Die Scherben, die sie produziert hatten, als sie den Traum von der Champions League gegen Atletico Madrid demolierten, sie schienen langsam aufgesammelt zu sein. Körpersprache, Taktik, Können – das alles kündete bis Mitte der zweiten Halbzeit von einem Team, das mehr will, als nur Herzen erwärmen. Aber wenn sie meinen, zur Bayern-Jagd gehöre auch die Arroganz, einen unterlegenen Gegner vorzuführen, dann haben sie ihre Weiche ebenfalls verpasst. Außer Rand und Band agierte Schalke plötzlich, wovon auch die Roten Karten gegen Pander und Ernst erzählten. Und plötzlich waren sie wieder da, die Scherben. Ja, klar, auch unter tätiger Mithilfe von Schiedsrichter Lutz Wagner. Aber dennoch, ein Sieg auf dem Bratwurstmarkt bringt noch keine Meisterschaft.

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