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Sport: „Der Aufstieg ist Pflicht“

Eishockey-Bundestrainer Greg Poss steht vor dem Nations-Cup, doch er blickt schon auf die B-WM

Herr Poss, im Mai sind Sie mit der Eishockey-Nationalmannschaft bei der WM in Österreich abgestiegen. Heute beginnt der Nations-Cup mit dem Spiel gegen die USA in Mannheim. Für viele ist es eine Überraschung, dass der Bundestrainer immer noch Greg Poss heißt. Für Sie auch?

Nein. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir in der A-Gruppe spielen. Natürlich, wenn eine Mannschaft Misserfolg hat, ist der Druck auf den Trainer da. Ich habe in Österreich Fehler gemacht, aber dazugelernt. Hauptsache ist, dass wir den eingeschlagenen Weg fortsetzen. Wir wollen langfristig besser spielen.

Der Nations-Cup ist das einzige Vorbereitungsturnier auf Olympia. Sie müssen ohne sieben in der NHL beschäftigte Profis auskommen, die im Februar in Turin dazukommen sollen. Nach dem Nations-Cup muss also aussortiert werden.

Das stimmt. Aber jeder kann sich noch beweisen. Jan Benda oder Tino Boos sind ja auch nicht dabei, obwohl sie nicht in der NHL spielen. Das heißt aber nicht, dass sie nicht nach Turin fahren. Natürlich wollen wir beim Nations-Cup jedes Spiel gewinnen, aber auch etwas ausprobieren, und da erhalten junge Spieler eine Chance wie André Rankel von den Eisbären.

Für die Zukunft stehen nominierte Spieler wie der Frankfurter Michael Bresagk oder der Hannoveraner Robert Hock nicht. Beide sind älter als 30 Jahre.

Wir laden bewusst kreative und läuferisch schnelle Spieler wie Hock ein. Wir müssen doch über Olympia hinausdenken. Bei der B-WM in Frankreich im April werden wir in jedem Spiel Favorit sein, müssen das Spiel machen.

Ist die B-WM wichtiger als Olympia?

In der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) steigen die Zuschauerzahlen, während das Nationalteam an Image verliert. Ein DSF-Sprecher hat zum Verzicht einer Fernsehübertragung des Nations-Cups gesagt: „Das ist eine strategische Entscheidung, die mit dem Abstieg bei der A-WM zu tun hat.“

Alles andere als der Aufstieg bei der B-WM ist also nebensächlich?

Für uns ist jedes Turnier wichtig.

Sympathie schlägt Ihnen von Ihren Kollegen aus der DEL nicht entgegen. Der Kölner Trainer Hans Zach, Ihr Vorgänger als Bundestrainer, monierte, dass Sie seinen Torwart Oliver Jonas nicht für den Nations-Cup eingeladen haben. Duisburgs Trainer Dieter Hegen beschwert sich, dass Sie ihn nie anrufen würden…

Jonas ist in Köln momentan zweiter Torhüter hinter Thomas Greiss, den ich nominiert habe. Wir müssen die Spieler doch so einsetzen, wie sie im Verein eingesetzt werden. Also verstehe ich Hans Zach nicht. Und was den Dieter Hegen betrifft: Mit dem habe ich gesprochen.

Also stimmt es nicht, was Hegen sagt?

Kritik stört mich überhaupt nicht. Aber mir wäre es lieber, wenn solche Diskussionen intern ablaufen. Außerdem nominieren wir, meine Assistenten Uwe Krupp, Klaus Merk und ich, die Spieler, und nicht die Vereinstrainer.

Schauen wir nach vorn. Werden die deutschen NHL-Profis bei Olympia spielen?

Alle wollen kommen. Ob nun Sturm, Hecht, Kölzig oder die anderen.

Und nach den Spielen in Turin steht im April die Reise nach Frankreich an. Alles andere als der Aufstieg in die A-Gruppe würde wohl kaum zum Erhalt Ihres Arbeitsplatzes beitragen.

Es geht nicht um Greg Poss, sondern um das deutsche Eishockey. Der Aufstieg ist Pflicht. Aber es wird nicht leicht in Frankreich.

Das Gespräch führte Claus Vetter.

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