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Sport: Der Auszug der weißen Ritter

Es gibt keine olympische Sportart mehr ohne Dopingfall

Von Ozan Sakar

und Friedhard Teuffel

Berlin. Alvaro Prieto hat seiner Sportart eine schöne Bilanz kaputtgemacht. Bevor der Spanier im vergangenen Jahr positiv auf Cannabis getestet wurde, hatte es beim Wasserspringen keinen Dopingfall gegeben. In diesem Jahr hat es auch Tischtennis erwischt. Wegen der Einnahme eines illegalen Präparats ist der Ägypter Ahmed Ali Saleh für zwei Jahre gesperrt worden. Damit gibt es inzwischen keine olympische Sommersportart mehr ohne Dopingfall.

In den meisten Sportarten sind es jedoch nur Einzelfälle, etwa ein deutscher Kanuslalomfahrer, der Marihuana geraucht hatte. Kein Vergleich zum Radsport, Gewichtheben oder zur Leichtathletik, wo Muskel bildende Anabolika oder Ausdauer steigerndes Epo bei vielen Sportlern entdeckt und bei noch mehr vermutet werden. Gerade deswegen ist es verwunderlich, dass sich die Sportwelt noch nicht in saubere und schmutzige Sportarten geteilt hat. Der Deutsche Tischtennis-Bund zum Beispiel hat noch keine Kampagne gestartet: „Eltern, schicken Sie Ihre Kinder zu uns, bei uns wird nicht gedopt!“ Beim Tischtennis ist die Verbindung aus Schnellkraft, Koordination und Konzentration entscheidend. Verbessert man eine Komponente mit Doping, schwächt man meistens eine andere.

Armin Baumert, der Leitende Direktor Leistungssport im Deutschen Sportbund, sagt: „Jeder ist gut beraten, nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen.“ Die Sportler würden sich schon in ihrer Disziplin das Mittel aussuchen, das ihnen nützt. Vor ein paar Wochen ist zum Beispiel bekannt geworden, dass Schützen ihren Blutdruck mit Beta-Blockern senken, um ihre Treffsicherheit zu erhöhen. Roland Augustin, der Geschäftsführer der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada), sagt: „Es gibt gefährdete und weniger gefährdete Sportarten. Aber es gibt keinen weißen Ritter im Sport.“

Dennoch wundert auch er sich darüber, dass weniger gefährdete Sportarten nicht ihre geringe Anfälligkeit zur Schau stellen. Das liegt zum einen daran, dass zum Beispiel die Schwimmverbände sowohl vergleichsweise saubere Disziplinen wie Wasserspringen als auch verseuchte wie Schwimmen unter einem Dach haben. Zum anderen gilt offenbar immer noch die Solidarität zwischen den Sportverbänden. Außerdem geben viele Sportler positive Dopingproben ab, die nicht im Geringsten damit rechnen. Sie haben meist verunreinigte Nahrungsergänzungsmittel genommen. „Nahrungsergänzungsmittel sind ein Buch mit sieben Siegeln“, sagt Roland Augustin von der Nada.

Es gibt deswegen nur einige behutsame Versuche der weniger betroffenen Sportarten, aus diesem Umstand Kapital zu schlagen. So könnte sich Anke Gürtler, die Geschäfsführerin des Deutschen Verbandes für Modernen Fünfkampf, vorstellen, die Vergabe der öffentlichen Fördermittel nicht nur von internationalen Ergebnissen, sondern auch von einem Anti-Doping-Faktor abhängig zu machen. „Diese Idee finde ich natürlich auch deshalb gut, weil wir zu 99 Prozent aus öffentlicher Hand finanziert werden. Andere würden darüber lachen, weil sie genügend Sponsoren haben.“

Auch im Modernen Fünfkampf kennt sie einen kuriosen Dopingfall. Ein Fünfkämpfer aus Berlin hatte sich bei einer Junioren-Weltmeisterschaft vor dem Schießwettbewerb mit gewöhnlichen Baldrian-Tropfen zu beruhigen versucht. Seine Dopingprobe war positiv, er wurde zwei Jahre gesperrt – die Tropfen enthielten Alkohol.

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