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Sport: Der bessere Betzenberg

Beim 1:1 gegen Rostock verhindert Hertha BSC wieder mit einem Tor in letzter Sekunde eine Niederlage

Berlin - Es lief bereits die dritte Minute der Nachspielzeit, als Hertha BSC die letzte Chance bekam, um die Niederlage doch noch abzuwenden. Von der rechten Seite lief Marcelinho zum Eckball an. Vor zwei Wochen, gegen Werder Bremen, hatte er in einer ähnlichen Situation den späten Ausgleich eingeleitet, den Alexander Madlung per Kopf erzielte. Diesmal schaffte es Marcelinhos Eckball nur bis zu Ronald Maul, dem ersten Rostocker Verteidiger. Was Dieter Hoeneß, der Manager des Berliner Fußball-Bundesligisten, in diesem Moment gedacht hat, wollte er später lieber nicht sagen: „Er hat es ja dann Gott sei Dank doch noch gemacht.“ Der Ball landete erneut bei Marcelinho, der umspielte einen Rostocker Verteidiger, „und dann hat er die Lücke gesehen“, sagte Hoeneß. Von der rechten Seite trat Marcelinho den Ball mit seinem linken Fuß genau an den linken Pfosten des Hansa-Tores. Von dort sprang er zum 1:1 für Hertha über die Linie.

Zum zweiten Mal hintereinander verhinderten die Berliner mit einem Tor in letzter Sekunde eine Heimniederlage. Wie vor zwei Wochen gegen Bremen wurde das Spiel gegen den Tabellenletzten Hansa Rostock nach dem Ausgleichstreffer auch diesmal nicht mehr angepfiffen. Das Olympiastadion ist inzwischen der bessere Betzenberg, auf dem früher immer so lange gespielt wurde, bis der 1. FC Kaiserslautern das Spiel mit einem späten Tor noch gekippt hatte. „Das war kein Glück“, sagte Herthas Trainer Falko Götz. „Bis zur letzten Minute hat die Mannschaft wieder Moral gezeigt. Sie hat bewiesen, dass sie kämpfen will.“

Der letzte Kraftakt kurz vor Schluss wäre gar nicht nötig gewesen, wenn die Berliner vor dem Tor etwas cleverer gewesen wären. Zweimal – nach Kopfbällen von Fredi Bobic und Nando Rafael – rettete Hansas Torhüter Mathias Schober mit glänzendem Reflex , einmal rutschte Niko Kovac zwei Meter vor dem Tor an einem Freistoß von Marcelinho vorbei. „Unser Handicap ist momentan einfach unsere Chancenverwertung“, sagte Herthas Torhüter Christian Fiedler.

Spielerisch hatte Trainer Götz, der diesmal zwei Stürmer aufgeboten hatte, an seiner Mannschaft wenig auszusetzen. Selbst bei einer Niederlage hätte Götz nicht gewusst, was er den Spielern – außer ihrer fortwährenden Harmlosigkeit vor dem gegnerischen Tor – hätte vorhalten sollen. Dieter Hoeneß sagte: „Wir haben das gemacht, was wir uns vorgenommen haben: den Gegner unter Druck gesetzt und versucht, ihn zu Fehlern zu zwingen.“

Vor allem Mitte der ersten Halbzeit konnten sich die Rostocker vor 43 382 Zuschauern nur selten aus ihrer Hälfte befreien. „Wir haben fünf hundertprozentige Chancen, Rostock hat eine“, sagte Andreas Neuendorf. „Aber die kontern ab und zu und haben Glück.“ Zehn Minuten vor der Pause leitete ein Ballverlust von Fredi Bobic im Mittelfeld die Rostocker Führung ein: Bastürk störte Tjikuzu an der Seitenlinie so gut wie gar nicht, dessen Hereingabe konnte Torhüter Fiedler nicht weit genug abwehren, und den Nachschuss von Lantz fälschte der Däne Thomas Rasmussen unhaltbar zum 1:0 ab.

Fast 55 Minuten liefen die Berliner diesem Rückstand hinterher. „Auch das Publikum hat einen großen Beitrag geleistet“, sagte Trainer Götz. Die sonst so anspruchsvollen Berliner Fans feierten am Ende selbst ein Unentschieden gegen den Tabellenletzten. „Im ersten Moment ist es wie ein Sieg“, sagte Herthas Manager Hoeneß. „Aber es ist kein Sieg.“ Schon wieder keiner.

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