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Sport: Der Besuch der alten Ära

Der frühere Box-Weltmeister Lewis schließt eine Rückkehr nicht aus

Los Angeles . Am Petroleum Building in Los Angeles leuchtet in diesen Tagen ein überdimensionaler Schriftzug: „Let the next era begin“. Lasst die nächste Ära beginnen. Es ist das Motto der Box-Schwergewichtsweltmeisterschaft Witali Klitschko gegen Corrie Sanders, doch es gibt noch ein kleines Problem: Die alte Ära will nicht verschwinden. Noch nicht. Sie sitzt im Staples Center neben den aktuellen Kontrahenten und gibt Kommentare ab. „Witali ist stark, hart und zäh, ich glaube aber, dass Sanders der nächste Champion sein wird“, sagt Lennox Lewis.

Der 38-Jährige ist zum Kampf seiner Nachfolger nach Los Angeles gekommen. Der Brite mit den schulterlangen Rastazöpfen gehört zur Entourage des Südafrikaners Corrie Sanders. Er ist dessen Promoter. Es gibt jedoch noch einen Grund für Lewis’ Anwesenheit. Es geht um jenen Titel, den er zuletzt besaß und der durch seinen Rücktritt zu Beginn des Jahres frei geworden ist. Der Gürtel der Boxvereinigung WBC besitzt das höchste Prestige. Wer immer am Samstag Lewis’ Nachfolger wird, gilt als der einzig wahre Champion. Das amerikanische Fachmagazin „The Ring“ hat bereits angekündigt, den Sieger als alleinigen Champion anzuerkennen. Die anderen drei, Byrd (IBF), Ruiz (WBA) und Brewster (WBO), seien dagegen nur Pseudo-Weltmeister.

Witali Klitschko (32), im beigen Anzug, und Corrie Sanders (38), in schwarzer Straußenlederjacke, kommen beide mit besten Empfehlungen. Der ehemalige Polizist aus Pretoria, Besitzer einer Jagdfarm und Golfspieler (Handicap 2), schlug vor 13 Monaten in seinem letzten Kampf Wladimir Klitschko k.o. Sein damaliges Opfer sitzt nun still unter den Reportern. Witali hingegen lieferte vor zehn Monaten Lennox Lewis bei dessen letztem Auftritt im Ring einen beherzten Kampf und verlor nur wegen schwerer Gesichtsverletzungen nach der sechsten Runde.

Lewis hat lange den jüngeren für den besseren der beiden Brüder gehalten, „aber ich habe völlig falsch gelegen: Witali ist der stabilere.“ Für den Fall, dass Sanders auch den älteren Klitschko bezwingt, hat sich Kery Davis, der zuständige Vizepräsident des übertragenden Fernsehsenders HBO, bereits einen neuen Kampfnamen für den Südafrikaner ausgedacht: Klitschko-Killer.

Bis Samstag gehört der WBC-Gürtel Lennox Lewis. Er sei glücklich, das gute Stück abzugeben. „Ich habe lange genug den Gürtel besessen.“ Wenn er wollte, könnte ihn sich der Brite zurückholen. Was durchaus seinen Reiz hätte, sollte Witali Klitschko der Sieger sein. Auf ein Comeback angesprochen, sagt Lewis: „Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich sagen, dass ich definitiv nicht zurückkehre.“ Vielleicht aber kommt ja noch ein anderer Zeitpunkt.

Hartmut Scherzer

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