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Sport: Der DFB-Pressechef über die Finanzprobleme von Eintracht Frankfurt

Wolfgang Niersbach (49) ist seit 1988 Pressechef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Der frühere Agenturjournalist gilt als einer der bewährtesten Mitarbeiter des Verbands.

Wolfgang Niersbach (49) ist seit 1988 Pressechef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Der frühere Agenturjournalist gilt als einer der bewährtesten Mitarbeiter des Verbands.

Weist der Deutsche Fußball-Bund der Eintracht drastische Verstöße nach, ahndet diese aber nicht drastisch, so würde das einen großen Imageschaden bedeuten. Kann man überhaupt anders, als hart durchzugreifen?

Uns ist klar, dass immer, wenn etwas in der Liga schief läuft, der DFB kritisiert wird. Egal, wie die Geschichte ausgeht, werden wir entweder von Eintracht Frankfurt mit Vorwürfen bedacht, weil wir die bestrafen, oder von den anderen Klubs im Abstiegskampf, sollten wir Frankfurt nicht bestrafen. Neu ist das für uns nicht. Neu ist nur, dass sich Frankfurt selbst an den Pranger gestellt hat. Schatzmeister Leben hat gesagt: "Wir haben schwer gegen Auflagen verstoßen, nicht einmal, sondern gleich dreimal!" Ohne diese Selbstanklage hätten wir zwar keine anderen Fakten, zumindest aber könnte die Sache in aller Ruhe, ohne tägliche Wasserstandsmeldungen, zu Ende gebracht werden.

Welche Motive vermuten Sie hinter Lebens Strategie?

Ich beteilige mich nicht an Mutmaßungen. Lesen Sie die Frankfurter Zeitungen. Dort äußeren sich Eintracht-Insider oder vermeintliche Insider. Ob die Versionen allerdings stimmen, wer weiß.

Fassen Sie doch noch mal zusammen, welche Strafmodelle denkbar sind?

Generell sind bei Auflagenverstößen drei Modelle denkbar: Geldstrafe, Punktabzug oder, im schlimmsten Fall, Lizenzentzug.

Punktabzug wäre denkbar in dieser oder erst in der nächsten Saison ...

Das ist genau die Kernfrage. Unter gewissen Umständen ist auch ein Punktabzug im laufenden Wettbewerb möglich, dann nämlich, wenn der zu Bestrafende damit einverstanden ist. Es gab in der Vergangenheit den Terminus der "Vertragsstrafenvereinbarung". Das scheint ein Widerspruch, Strafe und Vereinbarung, dieser Terminus aber bestand tatsächlich so. Im Fall Gütersloh wurde das schon einmal angewandt, und es wurden damals in der laufenden Saison drei Punkte abgezogen. Gütersloh blieb aber trotzdem in der Klasse. Würden man Eintracht Frankfurt in der jetzigen Situation drei oder sechs Punkte abziehen, würde das den sicheren Abstieg bedeuten. Ein Einverständnis von Eintracht Frankfurt wäre also kaum zu erwarten.

Kann man es sich leisten, darauf Rücksicht zu nehmen?

Genau über diesen Punkt, Bestrafung in der laufenden oder in der nächsten Saison, wird man am 29. April im Beirat auch sprechen müssen.

Können Sie sich vorstellen, dass man einen Klub mit der Tradition, wie die Eintracht sie aufweist, drastisch bestraft?

Was hat das mit Tradition zu tun, wenn jemand gegen Auflagen verstößt. Darauf dürfen wir keine Rücksicht nehmen. Wenn wir als Verband immer wieder betonen, dass die wirtschaftliche Qualifikation ähnlich wichtig ist wie die sportliche, um so die Seriosität und Stabilität der Bundesliga zu gewährleisten, dann ist so etwas selbstverständlich vorstellbar. Es geht hier auch um den Wettbewerb. Die anderen Klubs haben sich streng an die Vorlagen gehalten, die Eintracht aber offensichtlich nicht.

Also kann es nur eine Schlußfolgerung geben ...

Man muß aber erst einmal beweisen, dass die Verfehlungen tatsächlich so begangen worden sind. Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass die Eintracht sagt: "Ja, wir haben gegen Auflagen verstoßen, aber wir haben das nur deshalb getan, weil wir in der Folgezeit unsere Einnahmesituation entscheidend verbessert haben. Das wird gerade untersucht.

Geht man vom Schreiben des DFB vom November aus, das unlängst veröffentlicht wurde, dann hat die Eintracht den DFB doch nahezu vorgeführt. Der DFB hat die kritische finanzielle Situation angemahnt, und bei der Eintracht hat man nichts Besseres zu tun, als sofort wieder Geld für Spieler auszugeben.

Grundsätzlich liegt dies in der Verantwortung der Eintracht, aber sollte der Verein dokumentieren können, dass er sich das erlauben konnte, weil diese drei Transfers sicher finanziert wurden, etwa aus privaten Quellen, wäre dies eine neue Betrachtungsweise.

Warum hat der DFB, obwohl die finanzielle Lage der Eintracht bekannt war, diesen Spielern überhaupt die Spielberechtigung erteilt?

Der DFB hat heute überhaupt nicht mehr das Recht, zuzustimmen oder abzulehnen. Dies wurde vor einiger Zeit durch ein Arbeitsgerichtsurteil so entschieden. Das Interview führte Andreas Kötter.

Weist der Deutsche Fußball-B, der Eintrach

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