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Sport: Der Diskus-Olympiasieger über seine Essgewohnheiten, Nandrolon und den Fall Baumann

JÜRGEN SCHULT (39) betreibt seit über 20 Jahren Leistungssport auf Weltniveau. Der Schweriner Diskuswerfer wurde 1988 Olympiasieger, war Weltmeister und Europameister und ist immer noch Weltrekordler.

JÜRGEN SCHULT (39) betreibt seit über 20 Jahren Leistungssport auf Weltniveau. Der Schweriner Diskuswerfer wurde 1988 Olympiasieger, war Weltmeister und Europameister und ist immer noch Weltrekordler. In diesem Jahr wurder er in Sevilla noch einmal Vizeweltmeister. Mit ihm sprach Ernst Podeswa.

Herr Schult, trinken Sie noch Milch?

Sehr gern und sehr viel.

Obwohl nach Aussage von Fachleuten die Mode-Dopingdroge Nandrolon angeblich enthalten sein soll?

Deswegen muss ich nicht aufhören, Milch zu trinken. Wenn ich das für bare Münze nähme, dann müsste ich ja beim Essen und Trinken auf fast alles verzichten. Dürfte keinen Orangensaft und nichts mehr zu mir nehmen.

Verzichten Sie denn auf etwas?

Eigentlich nur auf fettes Schweinefleisch. Aber nicht aus Angst, Dopingmittel damit zu konsumieren, sondern aus Gründen der sportgerechten Ernährung.

Aber der positiv getestete Dieter Baumann gibt an, Nandrolon könne nur über die Nahrung in seinen Körper gelangt sein.

Die Argumentation kann ich nicht nachvollziehen. Bei vielen anderen wurde das als Ausrede abgetan. Ob das richtig war, vermag ich nicht zu sagen. Und die Mediziner lehnen ja überwiegend diese Erklärung für ein Mehrfaches des erlaubten Wertes ab.

Verletzt die DLV-Leitung, einschließlich Präsident Digel, nun nicht die Fair-Play-Regeln eines Sportverbandes, alle Athleten gleich zu behandeln?

Was wollen Sie dazu von mir hören? Rechtlich handelt der DLV sicher korrekt. Ob er das in vorherigen Fällen so getan hat, ist mehr als zweifelhaft. Aber die Verbindung Digel / Baumann ist schon eine besondere. Dass daher nun die Emotionen hochkommen, ist nur verständlich.

Wenn aber Nandrolon so häufig überall im Essen zu finden sei, dann müsste doch jede zweite Dopingkontrolle positiv verlaufen? Zumal das Training mit körperlichen Anstrengungen einhergeht.

Das kann ich nicht beantworten, ich bin kein Mediziner. Allerdings wird da aus mancherlei Gründen viel spekuliert. Ich weiß nur, dass ich mich bei Medikamenten sehr vorsehe, dass ich darauf achte, wer mir was anbietet. Und immer darauf bedacht bin, mich beim DLV für eventuelle Kontrollen abzumelden, wenn ich mal nicht in Schwerin bin.

Und was ist mit den Zusatzernährungsmitteln aus den USA?

Die nehme ich grundsätzlich nicht.

Sie kommen gerade aus Mexiko zurück, sicherlich nicht, weil die Milch dort garantiert keimfrei ist?

Ich hatte eine Einladung zu einer Konferenz von Olympiasiegern. Die wird von der griechischen Regierung gesponsert und fand im Vorjahr erstmals in Athen statt. Diesmal waren ca. 70 Olympioniken da. Aus Deutschland außer mir noch der Hochsprung-Olympiasieger von 1980, Gerd Wessig, mein ehemaliger Klubkollege in Schwerin. Dazu der US-Amerikaner Dick Fosbury, der Erfinder des Fosbury-Flops, Sprinterin Irina Szewinska aus Polen, die Gewichtheber-Legende Alexejew aus Russland und viele andere. Debattiert wurde über die olympische Bewegung, über Doping, Kommerz und anderes. Interessant, aber was daraus mal wird, muss man sehen.

Herr Schult[trinken Sie noch Milch?]

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