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Mehr als tausend Worte. Eisbären-Coach Don Jackson (rechts) während des zweiten Auswärtsspiels in Köln. Foto: dpa

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Sport: Der Erfolg muss für sich sprechen

Eisbären-Trainer Don Jackson erteilt sich nach dem zweiten Finalsieg gegen Köln ein Redeverbot.

Don Jackson sagte wenig. „Ich will das Spiel nicht kommentieren.“ Das war es schon. Der Trainer der Eisbären blickte stoisch vor sich hin, wie ein beleidigter Verlierer. Warum eigentlich? Die Berliner hatten doch das dritte Finalspiel um die deutsche Eishockeymeisterschaft 6:3 (1:1, 3:0, 2:2) in Köln gewonnen und waren 2:1 nach Siegen in Führung gegangen. Noch ein Erfolg am heutigen Sonntag in der Arena am Ostbahnhof (14.30, live auf Servus TV) und die nach dem Modus „Best of five“ gespielte Serie ist vorbei. Die Eisbären wären wieder einmal Meister, zum fünften Mal unter der sechs Jahre währenden Regie Jacksons. Das könnte ein Trainererfolgsrekord für die Ewigkeit werden in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Aber Jackson interessierte das am späten Freitagabend in der Kölnarena nach außen hin nicht. Er war – das ließ sich mutmaßen – wohl sauer, weil er mit einer Entscheidung der Schiedsrichter unzufrieden war.

Sicher, dass Kölns Angreifer Nathan Robinson nach klarem Stockstich gegen den Berliner Verteidiger Ryan Caldwell nur mit einer Zwei-Minuten-Strafe belegt worden war, erschien stark diskutabel. Bei einer Matchstrafe gegen den ehemaligen Berliner hätte sich niemand beschweren können. Aber die Szene geschah bereits im zweiten Drittel und danach hatten sich die Eisbären doch ordentlich präsentiert. Auch wenn es am Ende noch einmal eng wurde – Köln kam nach Berliner 4:1-Führung auf 3:4 heran – die Berliner hatten den Sieg souverän über die Runden gebracht. Hätte Jackson danach ein wenig Vorfreude auf Finalspiel vier in Worte gepackt, verübelt hätte es ihm sicherlich niemand.

Die Eisbären hatten nämlich nach der 1:3-Heimniederlage im zweiten Spiel in Köln den Haien gezeigt, wer konsequenter spielt. Im zweiten Drittel hatten sie drei Tore geschossen, von denen sich der Gegner nicht mehr erholte. Effizienz bei der Chancenverwertung macht eben meist den Unterschied aus: Auch die deutsche Nationalmannschaft hat schon oft stark mitgespielt mit den großen des Welteishockeys und am Ende trotz ausgeglichener Schussbilanz verloren. Die Eisbären, zumindest Spitze des nationalen Eishockeys, sind eine Mannschaft, die Wirkungstreffer setzen kann. Kapitän André Rankel sagte nach dem Spiel am Freitag in Köln: „Wir hatten uns vorgenommen, häufiger Schüsse auf und nicht neben das Tor zu setzen. Das war der Schlüssel zum Sieg.“

Das Spiel verlief insgesamt nicht Mut machend für die Kölner, auch wenn ihr Verteidiger Moritz Müller fand: „Wenn es so gewesen wäre, dass wir keine Chancen gehabt hätten, dann wäre das ein größeres Problem gewesen. Wir haben in dieser Saison schon dreimal in Berlin gewonnen und deshalb spricht auch nichts gegen ein viertes Mal.“

Doch. Die starken Eisbären sprechen dagegen. Und ihr Trainer Don Jackson, der seine Mannschaft gut einstellen kann. Reden können dafür ja andere. Aber was war denn eigentlich los mit Jackson? André Rankel sagte: „Ich kann nicht in seinen Kopf reingucken. Keine Ahnung, der Trainer wird schon seinen Grund haben.“

Womöglich wollte Jackson nichts Falsches gegen die Schiedsrichter sagen, um keine Strafe zu kassieren. Aber eine Strafe hätte er auch nicht riskiert, wenn er etwas anderes über das Spiel gesagt hätte. Vielleicht hat der US-Amerikaner, dessen Vertragsverlängerung von seiner Seite aus bei den Eisbären nicht sicher erscheint, aber auch nur gelernt in nunmehr acht Jahren in Deutschland. Mögen Marketingexperten über den seltsamen Auftritt des Trainers in der öffentlichkeitswirksamen Finalserie die Hände über den Kopf zusammenschlagen – er passt ins deutsche Eishockey, wo es verpönt zu sein scheint, sich oder die Sportart gut zu verkaufen. Denn während sich die Endspielserie in der DEL dem Ende neigt, sagen Bundestrainer Pat Cortina so ziemlich alle verfügbaren Nationalspieler für die Weltmeisterschaft in Schweden ab. Das nächste deutsche Eishockeydesaster ist für den Monat Mai schon mal sicherer Programmpunkt.

Den erfreulichen Programmpunkt davor können am Sonntag noch die Eisbären gestalten – weniger für das deutsche Eishockey, mehr für ihren Club und für die Sportstadt Berlin.

Mag Jackson auch nicht ob seiner öffentlichen Auftritte in die Geschichte eingehen, so doch als einer der erfolgreichsten Trainer im Berliner Profisport überhaupt.

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