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Spätberufener Debütant. Im 117. Bundesligaspiel für den HSV erzielt der Hamburger Dennis Aogo sein erstes Tor für den Verein. Einen besseren Zeitpunkt als das Nordderby hätte sich der frühere Nationalspieler kaum aussuchen können. Foto: dpa

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Sport: Der Experte im Norden

Hamburg siegt im Derby gegen Bremen 3:2.

Hamburg - Seinen ersten dicken Patzer dieser Saison nahm René Adler mit Humor. „Da merkt man, dass ich langsam alt werde“, sagte der Hamburger Torwart. Den Ball von Sokratis in der 54. Minute aus genau 16 Metern hätte Adler natürlich abwehren müssen, er war nicht sonderlich scharf geschossen. Doch Adler fiel wie ein alter Mann, und der Ball rutschte unter seinem Körper durch ins Hamburger Tor. In der Rückbetrachtung konnte der Nationaltorwart über diese Szene lachen, denn sein Hamburger SV gewann das spektakuläre und hart umkämpfte Nordderby am Sonntagnachmittag mit 3:2 (1:1).

„Wir haben die letzten Derbys immer verloren“, sagte Adler, „deswegen freut es mich für uns und die Fans umso mehr, heute Werder mal geschlagen zu haben.“ Der HSV steht nach dem achten Saisonsieg nun nur noch einen Punkt hinter den Rängen, die zur Teilnahme an der Europa League berechtigen. Dementsprechend froh war auch Adlers Trainer Thorsten Fink: „Die ganze Mannschaft wirkt gefestigt. Ein Treffer wie das zweite Bremer Tor hätte uns früher aus der Bahn geworfen. Diesmal hat es uns nicht sehr beeindruckt. Ich bin sehr zufrieden mit dieser Entwicklung.“ Zum wiederholten Male war es seiner cleveren Elf auch gelungen, dramatische Schlussminuten unbeschadet zu überstehen: Dieser HSV ist ein Experte für knappe Siege.

Aus Bremer Sicht war es eine in mehrfacher Hinsicht bittere Niederlage. Ersatzgeschwächt, weil ohne den verletzten Aaron Hunt und zunächst ohne den kranken Marko Arnautovic angetreten, spielte Werder mutig und selbstbewusst nach vorn. Schnell führten die Bremer 1:0 durch Assani Lukimyas Kopfballtreffer aus der dritten Minute. Selbst die folgenden drei Hamburger Tore durch Heung Min Son, Dennis Aogo und Artjoms Rudnevs brachen Werder nicht; dank Sokratis’ Tor kam Werder wieder in die Partie und hatte im offenen Schlagabtausch der Schlussminuten gute Möglichkeiten.

Das war umso bemerkenswerter, weil Werder Bremen die Partie zu neunt beendete. Erst sah Clemens Fritz nach seinem zweiten Foul Gelb-Rot, dann stellte Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer in der 90. Minute den eingetauschten Arnautovic vom Feld: Erst hatte er gefoult, dann aus Frust eine Ausholbewegung mit dem Fuß gegen den Unparteiischen gemacht. „Wenn der Schiri diese Aktion gegen sich bewertet, dann muss er sie wohl so ahnden“, sagte Bremens Trainer Thomas Schaaf.

Werder-Torwart Sebastian Mielitz sah es kritischer. „Da muss er sich besser im Griff haben.“ Auch zu neunt hatte Werder noch eine Ausgleichchance. Doch es blieb beim 2:3 aus Bremer Sicht – damit ist der Rückrundenstart mit null Punkten und 2:8 Toren in die Hose gegangen. Trotzdem versuchte Schaaf, das Positive mitzunehmen: „Mit dem Spiel bin ich zufrieden, mit dem Ergebnis nicht. Es war ein tolles Derby, in dem wir wesentlich besser waren als letzte Woche gegen Dortmund. Aber wir müssen besser verteidigen.“

Auf zwei kritische Szenen bei den Gegentoren war Schaaf dabei gar nicht eingegangen: Aogo hatte den Ball beim 2:1 mit dem Oberarm angenommen, und Rudnevs stand bei seinem 3:1 an der Grenze zum Abseits. Zwei Szenen, die man auch gegen den HSV hätte werten können. Aber neben dem Können in der Defensive fehlt es Werder Bremen schon seit ein paar Spielen auch am Glück. So rutscht Schaafs Team weiter Richtung Platz 15. Frank Heike

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