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Sport: Der falsche Pfiff der Fifa

Von Christoph Daum Sind die Schiedsrichter bei dieser WM wirklich so schlecht, wie die Italiener behaupten? Sind sie schuld am Ausscheiden mancher Mannschaft?

Von Christoph Daum

Sind die Schiedsrichter bei dieser WM wirklich so schlecht, wie die Italiener behaupten? Sind sie schuld am Ausscheiden mancher Mannschaft? Einerseits: Nein. Wer so generell urteilt, verurteilt auch jene Referees, die ausgezeichnete Leistungen zeigten. Außerdem hat nicht Byron Moreno, Schiedsrichter der Partie des Teams von Trapattoni gegen Südkorea, die Chancen zum Siegtreffer vergeben; es waren Vieri und Gattuso. Moreno verlor auch nicht das entscheidende Kopfballduell gegen Ahn, den Schützen des Golden Goal.

Andererseits: Ja doch! Bei diesem Turnier spielen die weltbesten Mannschaften mit, aber nicht die weltbesten Schiedsrichter. Das liegt am Weltfußballverband Fifa. Die Schiedsrichter wurden nicht nach Leistung ausgesucht, sondern nach den unsportlichen Regeln der Sportpolitik: jeder darf mal ran. So kam es, dass erfahrene Referees wie Collina oder Merk als jeweils vierter Mann die Coachingzone überwachten, die Stollen der Spieler überprüften und die Nachspielzeit anzeigten, während ein unerfahrener Kollege aus den Malediven an der Seitenlinie heikle, bedeutende Entscheidungen treffen musste - und oft falsch lag.

Zweierlei hat alle Spielbeteiligten zusätzlich verunsichert: Alle Mannschaften wurden vor dem Turnier informiert, dass die Schiedsrichter auf bestimmte Dinge besonders achten; dadurch ist Unberechenbarkeit ins Spiel gekommen. Und zum ersten Mal sind im Stadion auf Leinwänden umstrittene Szenen in Zeitlupe zu sehen. Solche Bilder sind, wegen des Fehlens der dritten Dimension, nicht beweisfähig, und sie sind ungerecht gegenüber dem Schiedsrichter, der blitzschnell entscheiden muss; aber sie heizen die Atmosphäre auf.

Aus alledem ergeben sich Konsequenzen: Das Schiedrichter-Ranking, bei dem die Einsätze und Leistungen der vergangenen vier Jahre bewertet werden, darf nicht durch Goodwill oder undurchsichtige Absprachen außer Kraft gesetzt werden. Außerdem sollten Schiedsrichter und Assistenten gut eingespielt sein, am besten aus einem Land kommen - das hilft, Missverständnisse und Fehler zu verringern. Die Zeitlupe im Stadion ist fragwürdig, ein Oberschiedsrichter, der daraufhin Entscheidungen korrigiert, gefährdet den einheitlichen Charakter des Spiels.

Den unfehlbaren Spielleiter wird es genauso wenig geben wie den fehlerfreien Spieler oder Trainer. Nicht jeder hat immer seinen besten Tag. Aber auf einige Schiedsrichter muss die Fifa verzichten - zumindest für den Rest dieser WM.

Der Fußballlehrer Christoph Daum analysiert an dieser Stelle täglich die WM.

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