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Sport: Der Favorit vom Laufsteg Italien bietet beim 0:0

nur Äußerlichkeiten

Kurz vor dem Schlusspfiff zupfte Giovanni Trapattoni sich seine Krawatte zurecht, zog den Knoten fest und platzierte das gute Stück mit dem Gefühl eines Weltmannes exakt zwischen den Kragenenden. Der Trainer der italienischen Nationalmannschaft demonstrierte dabei ein Niveau, das seine Mannschaft auf dem Rasen leider vermissen ließ. 0:0 gegen Dänemark – das hatten sie sich in Mailand, Rom und Turin anders vorgestellt.

Es war noch dazu ein glückliches Remis für den hohen Favoriten zum Auftakt dieser Europameisterschaft in Portugal. Im Stadion von Guimaraes wurde den Italienern von den kecken Dänen vorgeführt, wie dieses Spiel heute funktioniert: modern, in allen Winkeln des Platzes und den Ball möglichst fix nach vorn, ständig neue Varianten aus kurzen oder langen Pässen. Und dabei macht es keinen Unterschied in der Spielweise, ob nun gerade der Innenverteidiger Henriksen oder der Flügelflitzer Dennis Rommedahl den Ball führt. Die Fußball-Delegation aus Italien präsentiert einen anderen Stil und eine andere Mode. Als sei der Rasen des Stadions von Guimaraes auch ein Laufsteg für die neuesten Freizeit-Kreationen von Dolce & Gabbana: bei der halben Mannschaft flatterten die Trikots wie T-Shirts über der Hose. Francesco Totti und Mauro Camoranesi fielen allenfalls durch die extravaganten Zöpfe auf. Diese Äußerlichkeiten haben wohl auch mit dem mediterranen Lebensstil zu tun, gerade im Kontrast zu den nüchternen skandinavischen Athleten.

Einige Gazetten werden nun Druck machen. Trapattoni und Italien brauchen viele Tore, wenn die Heimreise nicht schon für den 23. Juni gebucht werden soll – das war die schlechte Nachricht am Ende eines ohnehin schon unfreundlichen Abends. Die Schweden haben gegen Bulgarien mit fünf Treffern gewaltig vorgelegt. Die beiden Resultate haben alle Prognosen, vor allem aber die psychologischen Voraussetzungen in der Gruppe C, widerlegt.

Martin Hägele

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