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Der Fehlstart des FC Chelsea: José Mourinho hat den Bus verpasst

José Mourinho steht nach dem Fehlstart mit dem FC Chelsea unter Druck. Durch große Abwehrschwächen greift seine Spielphilosophie nicht mehr.

Als José Mourinho im Sommer 2013 zum zweiten Mal in seiner Karriere als neuer Trainer des FC Chelsea vorgestellt wurde, schrieb er die Schlagzeilen gleich selber: Er sei nicht mehr „The Special One“, sagte er, sondern eher „The Happy One“. Besonders ist der Portugiese allerdings immer noch. Das hat er nicht zuletzt mit dem Meistertitel in der vergangenen Saison bewiesen. Ob Mourinho auch glücklich ist, darf hingegen bezweifelt werden.

Am Freitag vor einer Woche musste der Chelsea-Trainer zum Beispiel mühsam überredet werden, seine Pressekonferenz nicht vorzeitig abzubrechen. Mourinho war genervt wegen der endlosen Fragen zur Mannschaftsärztin Eva Carneiro. Der Trainer hatte Carneiro und ihren Kollegen John Fearn nach dem 2:2-Unentschieden gegen Swansea City im ersten Saisonspiel öffentlich kritisiert, weil sie in der Schlussphase den angeschlagenen Spieler Eden Hazard auf dem Feld behandelt hatten.

Diese einigermaßen überzogene Kritik löste einmal mehr Entrüstung rund um die Stamford Bridge aus. Carneiro, ohnehin eine Kultfigur unter den Chelsea-Fans, bekam viel Zuspruch. Mourinho schien das nur noch mehr zu irritieren, denn er verbannte die Ärztin von der Bank, vom Trainingsplatz und aus dem Mannschaftshotel.

Die ganze Seifenoper um die Ärztin ging als klassische Ablenkungstaktik von Mourinho durch, der damit seine Spieler nach einer schlechten Leistung schützen wollte. Doch dieses Mal strahlte der 52-Jährige dabei eine für ihn ungewöhnliche Unruhe aus.

Zwei Tage später wurde klar, warum. 0:3 gingen seine Meister bei Manchester City unter. Vom berüchtigten „geparkten Bus“ in Chelseas Abwehr war nichts zu sehen. Klublegende und Mourinho-Liebling John Terry musste zur Halbzeitpause ausgewechselt werden, so sehr litt er unter der City-Offensive. Und Torjäger Diego Costa war weniger damit beschäftigt Treffer zu erzielen, als Citys Fernandinho zu verletzen.

Nach dem Spiel fiel Mourinhos Fazit typisch dickköpfig aus: „Das 3:0 schmeichelt dem Gewinner“, sagte er, „es ist ein Witz-Ergebnis“. Die Realität kennt er aber nur zu gut. Nach erst zwei Spielen der neuen Saison hat Chelsea vor der Auswärtspartie bei West Bromwich Albion am Sonntag erhebliche Probleme.

Für den verletzungsanfälligen Diego Costa gibt es immer noch keinen adäquaten Ersatz. Cesc Fabregas, der in seinen ersten sechs Monaten als Chelsea-Spieler noch so glänzen konnte, kommt mit seiner neuen Rolle hinter dem Stürmer nicht klar. Von Juan Cuadrado wurde auch mehr erwartet, als er im Januar André Schürrle im Mittelfeld ablöste.

Mourinho bereitet aber vor allem die Defensive Kopfschmerzen. Terry und Branislav Ivanovic sind in die Jahre gekommen. Den schnellen Stürmern in der Premier League kommen sie nicht mehr hinterher. Aber ohne eine verlässliche Abwehr ist Mourinhos Spielphilosophie nicht umsetzbar. Denn wer ständig Tore kassiert, kann nicht mehr 1:0 gewinnen.

Diesen Herausforderungen mussten Mourinho und der FC Chelsea schon früher begegnen. Gelöst wurden sie immer durch die Einkaufstherapie. Aber das funktioniert inzwischen auch nicht mehr. Im Sommer noch warf er anderen Vereinen vor „den Titel kaufen zu wollen“. Mittlerweile sieht er das anders: „Es ist nicht so, dass wir keine weiteren Spieler kaufen wollen“, sagte er vergangene Woche, „wir können einfach nicht.“

Das liegt natürlich nicht an fehlenden finanziellen Mitteln. Für Mourinhos Wunschspieler, das englische Abwehrtalent John Stones, hatte Chelsea zuletzt 60 Millionen Euro angeboten. Stones’ Klub Everton lehnte aber ab. Immerhin konnte kurzfristig Pedro verpflichtet werden. Die defensiven Probleme wird der spanische Außenstürmer vom FC Barcelona aber kaum lösen können.

Vermutlich muss sich Mourinho damit abfinden, dass er Glück nicht kaufen kann. Um wieder erfolgreich zu sein, braucht es eher seine besonderen Fähigkeiten als Fußballtrainer.

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