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Sport: Der Feind in meinem Feld

Zwei deutsche Paare kämpfen in Berlin um den Europameistertitel der Beachvolleyballerinnen

Von Katrin Schulze

Berlin - Ein Blick auf die Konkurrenz wird wohl noch erlaubt sein. In dicken Pullovern verpackt schlichen sich Sara Goller und Laura Ludwig auf die Tribüne des Centre-Courts vor dem Berliner Hauptbahnhof. Die Befindlichkeit ihrer Mitstreiterinnen schien die beiden Beachvolleyballerinnen mächtig zu interessieren. Doch als Katrin Holtwick und Ilka Semmler zum ersten Satzgewinn aufschlugen, hatten die beiden Spione genug gesehen – und zogen wieder davon. Vermutlich wussten sie da schon, dass es sich um eine klare Angelegenheit handeln würde. Gerade mal 32 Minuten brauchten Holtwick und Semmler am Freitagmorgen, um ihr Auftaktmatch bei den German Masters gegen das russische Paar Anastasia Wasina/Galina Boyko mit 2:0 (21:15, 21:8) zu gewinnen. „Jetzt können wir selbstsicher in die nächsten Spiele gehen“, sagte Holtwick.

Bei den zuschauenden Rivalinnen erzielte der souveräne Auftritt ihrer Gegner jedoch eine ganz andere Wirkung: Er schien sie sichtlich zu beeindrucken – und womöglich auch nervös zu machen. Denn als Goller und Ludwig knapp eine Stunde später selbst auf dem Sand spielten, hatten sie deutlich mehr Mühe als die Konkurrenz aus Berlin. Fast doppelt so lange wie Holtwick und Semmler pritschten und baggerten sie sich zu einem knappen Sieg gegen die an Nummer 15 gesetzten Niederländerinnen Marleen van Iersel/Sanne Keizer. Nachdem sie den ersten Satz mit oft zittrigen Händen abgegeben hatten, kämpften sie sich schließlich noch zu einem 2:1 (15:21, 21:15, 15:10). „Ich bin erleichtert, dass wir das überhaupt noch geschafft haben“, sagte Laura Ludwig hinterher. „Es wäre ja schon peinlich gewesen, wenn wir hier vor eigenem Publikum verloren hätten.“

Peinlich, vielleicht. Eine Niederlage gleich zu Anfang wäre aber vor allem auch überraschend gewesen. Schließlich zählen Goller und Ludwig als Titelverteidiger quasi per se zu den Favoriten der Europameister-Serie. Neben Holtwick/Semmler, natürlich. Die deutschen Paare führen die Wertung in der European Championship Tour nach zwei von fünf Stationen an. Während die Berlinerinnen Holtwick und Semmler beim ersten Turnier auf Gran Canaria erfolgreich waren, setzten sich die für Hertha BSC startenden Goller und Ludwig auf der zweiten Station in Baden bei Wien durch – im Finale gegen Holtwick/Semmler.

Auch in Berlin könnte es heute wieder zu einem landesinternen Kampf um die Spitze kommen. „Unsere Konkurrenz aus dem eigenen Land ist schon äußerst hart“, sagt Ilka Semmler vom erstplatzierten Duo. Wer deshalb aber so etwas wie Zickenkrieg unter den deutschen Beachvolleyballerinnen erwartet, dürfte enttäuscht sein. „Unser Umgang miteinander ist total locker“, sagt Laura Ludwig. Und muss schmunzeln. „Möglicherweise wird es anders, wenn es auf die Olympischen Spiele zugeht.“

Zunächst geht es allerdings erst einmal um den Sieg in Berlin. Dabei ist das Turnier nicht nur wegen der höchsten Preisgelder auf europäischer Ebene (insgesamt 100 000 Euro) für die Paare interessant. Vielmehr gilt es als letzter wichtiger Test vor den Weltmeisterschaften vom 25. Juni bis 5. Juli in Stavanger (Norwegen). „Zwar fehlen in Berlin die Top Teams aus den USA, Brasilien und China“, sagt Ilka Semmler, „aber das Niveau ist trotzdem so super, dass wir uns sehr gut auf die WM vorbereiten können.“

Bisher hat diese Vorbereitung bestens funktioniert: Nach dem 2:0-Sieg (21:16, 21:16) im zweiten Spiel am Freitag qualifizierten sich Holtwick und Semmler für die heutige dritte Runde. Sara Goller und Laura Ludwig zogen erfolgreich nach. In nur 33 Minuten . Diesmal brauchten auch sie nur zwei Sätze. Der Anschauungsunterricht am Morgen hatte sich augenscheinlich gelohnt.

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