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Sport: Der flinke Kleine

Almami Moreira begeistert den Hamburger SV

Von Karsten Doneck, dpa

Eigentlich sollte Mehdi Mahdavikia in der Anfangself stehen. Der kleine Perser beherrscht die Tempodribblings wie kaum ein Zweiter in der Fußball-Bundesliga. Und nach langer Formkrise, die ihn zum Ersatzmann machte, durfte er seine Kunst zuletzt auch wieder auf dem Rasen zeigen. Doch Thomas Doll, der Trainer des Hamburger SV, entschied anders. Im Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern erhielt im Mittelfeld Almami Moreira da Silva überraschend den Vorzug vor Mahdavikia. Moreira machte seine Sache ausgezeichnet. Der HSV siegte glücklich 2:1 (2:0), und Moreiras persönliche Bilanz wies dabei mehr Klassemerkmale auf als die Gesamtvorstellung der Hamburger. Bis zur 75. Minute, in der er – vom Beifall umtost – für Benjamin Lauth das Feld räumen musste, hatte der Portugiese das Tor zum 2:0 geschossen, kurz vor Halbzeit auf der Torlinie bei Lembis Kopfball einen Gegentreffer verhindert, und die Statistik wies ihn nachher auch noch als den HSV-Profi aus, der die meisten Torschüsse abgegeben hatte, nämlich drei. „Er hat ein richtig klasse Spiel gemacht. Das freut mich für unseren Kleinen“, lobte Thomas Doll.

Moreira, nur 1,68 Meter groß, dafür aber wieselflink und ballgewandt, war vom HSV nach dem Saisonstart hinzugeholt worden, auf Leihbasis von Standard Lüttich. Er sollte Emile Mpenza unterstützen. Der Stürmer hatte in den ersten Spielen nicht den durchschlagenden Erfolg gehabt, den man ihm zugetraut hatte. Moreira sollte helfen. Bei Standard Lüttich hatte er schließlich in der Saison zuvor etliche von Mpenzas 21 Punktspieltoren vorbereitet.

Dennoch fand der damalige HSV-Trainer Klaus Toppmöller wenig Gefallen an Moreiras Verpflichtung. Das sei ein Alleingang von Sportchef Dietmar Beiersdorfer gewesen, nörgelte Toppmöller, und er, der Trainer, hätte sowieso lieber Ervin Skela (jetzt Arminia Bielefeld) geholt. „Ich kenne Moreira kaum“, sagte Toppmöller damals. Entsprechend distanziert behandelte er den Neuen, die Zusammenarbeit des Lütticher Duos klappte bei HSV längst nicht wie erhofft.

Zuletzt fehlte Mpenza häufiger mal wegen Verletzungen, auch gegen Kaiserslautern hinderte ihn eine Zerrung am Mitspielen. Moreira – allein auf dem Platz. Er wuselte gegen den FCK vorne herum, räumte hinten ab, rackerte im Mittelfeld. „Wenn er am Ball ist, kommt immer Leben ins Spiel“, hat Mpenza von seinem Partner mal geschwärmt.

Und Mahdavikia? Der Publikumsliebling, dessen Aktionen das Hamburger Publikum stets zu langgezogenen „Mehdiiii“-Ruf animiert, wurde nicht mal eingewechselt. „Es tat mir in Seele weh, ihn draußen zu lassen“, gestand Doll. Den Ausschlag für diese Entscheidung gab die Überlegung, dass Moreira besser als Mahdavikia nach hinten arbeitet. Und allzu offensiv sollte die Ausrichtung des HSV gegen Kaiserslautern nicht sein, zu groß war der Respekt vor dem Gegner. Zu Recht, denn der HSV hatte große Mühe, um zum dritten Mal in Folge daheim mit 2:1 zu siegen. Ohnehin warnte Doll hinterher vor allzu hochtrabenden Erwartungen: „Der Reifeprozess meiner Mannschaft ist noch nicht abgeschlossen.“

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