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Formel 1 - GP Brasilien - Hamilton

© dpa

Der Formel-1-Weltmeister: „Der fährt allen um die Ohren“: Wieso Hamilton polarisiert

Hamilton kam schneller an die Spitze als jeder andere Formel-1-Fahrer. Wohl auch gerade deshalb hat er nicht nur Bewunderer. Auf viele Beobachter wirkt der Brite etwas arrogant und überheblich.

Dreiundzwanzig Jahre, neun Monate und sechsundzwanzig Tage – Lewis Hamilton ist der jüngste Weltmeister der Formel-1-Geschichte, der beliebteste ist er nicht. Aber das wird er verschmerzen können. Dass die meisten seiner Fahrerkollegen im Finale eher Sympathien für Felipe Massa hegten, findet Norbert Haug nur logisch. „Da kommt ein junger Fahrer und fährt auf Anhieb allen Etablierten um die Ohren“, sagt der Mercedes-Sportchef, der für sein Team den ersten Titelgewinn seit Mika Häkkinens Erfolg im Jahr 1999 feiern konnte. „Verständlich, dass die da nicht gerade begeistert applaudieren.“ Hamilton selbst behauptet, damit kein großes Problem zu haben, er kenne das schließlich schon von früher: „Es war in meiner ganzen Karriere ähnlich. Ich kam irgendwo hin und war gut.“

Die vermeintliche Arroganz ist Selbstschutz

Adrian Sutil ist einer der wenigen im Fahrerlager, mit denen Hamilton befreundet ist. Die beiden kennen sich aus der gemeinsamen Zeit in der Formel-3-Euroserie 2005. Hamilton wurde Meister, Sutil Vizemeister. Seitdem schätzen sie sich. Dass der neue Weltmeister auf viele Beobachter etwas arrogant und überheblich wirkt, kann sein Kumpel Sutil sogar ein bisschen verstehen. „Vielleicht kommt das so rüber. Aber das ist eigentlich nur ein Selbstschutz. Er muss einfach mal kerzengerade durch das Fahrerlager gehen können, ohne jemanden anzuschauen.“

Es ist aber nicht nur das. Hamilton kam schneller und mit weniger Erfahrung an die Spitze als jeder andere Formel-1-Fahrer vor ihm. Und er wurde nicht nur zum Star des Sports, er wurde als erster dunkelhäutiger Fahrer in der Formel 1 auch zum Liebling der Gesellschaft, traf Nelson Mandela oder Promis aus dem Showgeschäft. Das hat ihn nicht unbeeindruckt gelassen. Im Gegenteil: Es macht Hamilton durchaus Spaß, sich mit seiner prominenten Freundin Nicole Scherzinger, der Sängerin der Pussycat Dolls, zu zeigen.

In England war ihm zu viel Rummel - in der Schweiz ist er einsam
 
In seiner Heimat Großbritannien hat der Rummel um den ersten Weltmeister von der Insel seit Damon Hill 1996 aber so groteske Züge angenommen, dass Hamilton in die Schweiz flüchten musste, um seine Ruhe zu haben. Da ist es inzwischen allerdings manchmal so ruhig, dass er sich schon hin und wieder einsam fühlt. Aber auch damit kann er umgehen, schließlich hat sein Teamchef und Förderer Ron Dennis es einmal als Hamiltons große Stärke beschrieben, dass er „alle Dinge, auch emotionale, dem Erfolg unterordnet“.
 
Natürlich polarisiert ein solcher Mensch. Aber auch das zeigt, dass er schon auf dem Weg ist in die Reihe der ganz Großen. Michael Schumacher und Ayrton Senna waren auch nicht Jedermanns Liebling. Dass Hamilton sich auf dem Weg in diese Liga sieht, macht er schon hin und wieder klar, manchmal auch ein bisschen unglücklich formuliert, was dann „oft nicht so rüberkommt, wie ich es gemeint habe“. Zum Beispiel habe er nie so gesagt, er sei so gut wie Senna, „das würde ich mir auch nie anmaßen, selbst wenn ich schon das Gefühl habe, dass es zwischen uns einige Gemeinsamkeiten gibt“. So ist es kein Wunder, dass es ihm besonders viel bedeutet, den Titel in der Heimat seines großen Vorbildes Senna geholt zu haben: „Ich spüre sowieso immer etwas ganz Besonderes, wenn ich in Brasilien bin. Dann fühle ich mich ihm nahe. Für mich macht das diesen Tag noch größer.“

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