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Sport: Der freie Fall

Beim Spiel Nürnberg gegen Mainz zeigte der Nürnberger Jan Polak für viele Zuschauer erkennbar eine Schwalbe. Schiedsrichter Marc Seemann aber gab Strafstoß für den Club.

Beim Spiel Nürnberg gegen Mainz zeigte der Nürnberger Jan Polak für viele Zuschauer erkennbar eine Schwalbe. Schiedsrichter Marc Seemann aber gab Strafstoß für den Club. Wie kann der Schiedsrichter Fouls von Schwalben unterscheiden?

Ich war selber im Stadion, ich habe auch gesehen, dass es eine Schwalbe war. Aber der Schiedsrichter stand quer zur Situation, aus seiner Sicht war es nicht erkennbar, dass zwischen dem ausgestreckten Bein des Mainzers Petkovic und Polak eine räumliche Distanz war. Und diese Distanz ist der entscheidende Punkt. Nur wenn die existiert, wird ein Schiedsrichter auf Schwalbe entscheiden. Die ist zum Beispiel dann leicht zu erkennen, wenn ein Spieler noch zwei, drei Meter läuft, bevor er fällt. Sehr schwierig wird es, wenn beide Spieler engen Kontakt haben oder der Abwehrspieler mit ausgestrecktem Bein an den Ball kommen will. Oft genug springt der Angreifer dann aus Selbstschutz über das Bein des Gegenspielers. Das ist dann alles andere als eine Schwalbe.

Für strittige Entscheidungen gibt es eine klare Vorgabe: Wenn man sich bei einer Situation nicht hundertprozentig sicher ist, lieber nicht auf Strafstoß entscheiden. Denn ein Elfmeter, der zu Unrecht gegeben wurde, zieht viel mehr Ärger nach sich als ein nicht gegebener.

In diesem Fall war es aber anders. Der Schiedsrichter war sich sehr sicher, dass er Strafstoß geben müsse. Ich habe nach dem Spiel mit den Assistenten geredet, die sagten mir, sie hätten gar keine Möglichkeit gehabt, auf eine Schwalbe hinzuweisen. Der Schiedsrichter habe gar nicht erst zu ihnen hingeschaut. Wenn sich einer sicher ist, braucht er die Assistenten nicht. Die sind sowieso in einer schwierigen Situation. Sie müssen sich ihrerseits schon sehr, sehr sicher sein, wenn sie dem Schiedsrichter eine Schwalbe anzeigen wollen. Wenn sie dann sehen, dass der Unparteiische keine Sekunde gezögert hat, kommt ein Assistent über sein eigenes Urteil ins Grübeln.

Im Übrigen, mehr als Gelb für eine Schwalbe gibt es nicht, egal, wie hanebüchen das vorgetäuschte Foul auch war. Die Diskussion, ob so eine Sanktion ausreicht, gibt es immer wieder. Aber eine Verschärfung der Strafen müsste die internationale Regelkommission beschließen. Die Schiedsrichter wenden die Regeln nur an.

Manfred Amerell

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