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Sport: Der Freude näher

Ellery Cairo hofft bei Hertha auf das, was er in Freiburg vermisst hat: eine positive Saison

Vor ein paar Wochen, kurz nachdem der souveräne Tabellenletzte SC Freiburg gerade wieder ein Auswärtsspiel verloren hatte, klingelte bei Ellery Cairo das Mobiltelefon. Er fürchtete, dass es einer seiner niederländischen Freunde sein könnte, der gerade die Sportschau gesehen hatte und ihn aufziehen wollte, wo er denn da um Himmels Willen gelandet sei. Doch am anderen Ende war sein Berater, Humphrey Nijman. Der fragte: „Ellery, sag mal, willst du bei einem großen Klub spielen? Du weißt schon, ein großes Stadion, Europapokal und so.“ Cairo hielt es für einen Spaß. Doch was sollte er schon sagen? Er sagte: „Ja.“

Dass es dann so schnell gehen würde mit einem Wechsel zu Hertha BSC, war zu jenem Zeitpunkt nicht abzusehen. „Wenn man so eine Saison spielt, rechnet man ja überhaupt nicht damit“, sagt der 26-Jährige, der eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag hatte und für rund 250 000 Euro vom Absteiger zu Hertha wechseln wird. Der Außenstürmer hatte auch Angebote von Arminia Bielefeld und vom Aufsteiger 1. FC Köln. „Ich glaube, da wäre ich lieber in Freiburg geblieben“, sagt Cairo. Bei Hertha aber, „da kannst du gar nicht Nein sagen. Mit Marcelinho zusammenzuspielen, in diesem Stadion, in dieser großen Stadt, das muss man sich mal vorstellen.“

Ein paar Wochen später war Cairo dann zum ersten Mal an seinem neuen Arbeitsplatz zu Besuch. Er hat sich durch die medizinische Abteilung des Vereins führen lassen, durch die Katakomben des Olympiastadions und er bestaunte das Trainingsgelände. „Alles ganz groß und ganz professionell“, sagt er und berichtet, wie er sich in die Kurve gestellt und sich ausgemalt hat, wie es wohl ist, wenn die Ränge voll sind: „So ein Klub, das ist im Grunde genau der Traum, den man immer hat als junger Fußballer.“

Als junger Fußballer hat Cairo in der Fußballschule von Feyenoord Rotterdam gespielt. Mit neun Jahren war er dort aufgenommen worden, ein erster Traum ging in Erfüllung. „Jeder in Holland will an diese Schulen, zu Ajax oder zu Feyenoord.“ Dort hat er gelernt, dass es für einen Flügelspieler in erster Linie darum geht, mehr Platz in der Mitte des Feldes zu schaffen. „Und man lernt, was es heißt, professionell zu sein“, sagt Cairo. Vor zwei Jahren holte ihn Volker Finke von Twente Enschede nach Freiburg, weil Cairo schnell ist, gut flankt und weil er ein Teamspieler ist. „Er macht unheimlich viel für die Mannschaft, und er hat ein gutes Auge für die Situation“, lobt Finke.

Bei Hertha soll er das Defizit auf der rechten Seite beheben. Die Berliner haben sich für Cairo und gegen Giuseppe Reina entschieden, dessen Vertrag nicht verlängert wurde. Dass Cairo weiterhin viel Arbeit vor sich hat, ist ihm bewusst. Er ist nicht gerade ein Torjäger, in 58 Bundesligaspielen hat er vier Treffer erzielt. „Das ist zu wenig“, sagt Cairo. „Aber in Holland habe ich besser getroffen.“

Allerdings sei das Niveau in Deutschland auch sehr hoch. Der niederländische Fußball sei filigraner, „hier ist er kompletter, eine gute Mischung aus Kampf und Technik. Überhaupt nicht so, wie bei uns immer gesagt wird.“ Nur das Klischee, dass es in Deutschland ernsthafter zugehe als in Holland, das stimme. „Da musste ich mich erst dran gewöhnen. Ich liebe das Leben und bin immer zu Späßen aufgelegt“, sagt Cairo. Dass die neue Saison mit Hertha freudvoller wird als die gerade abgelaufene mit Freiburg, ist jedenfalls zu erwarten. „Ich möchte viel spielen und dabei helfen, dass wir das nachholen, was Hertha in dieser Saison verpasst hat: die Champions League.“ Noch fällt es Ellery Cairo schwer, sich das wirklich vorzustellen.

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