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Sport: Der Freundschaftsdienst des Weltstars Warum Mike York die NHL-Spielpause

in der Eishockey-Provinz Iserlohn überbrückt

Berlin - Iserlohn ist schön – beschaulich. Und Iserlohn hat Eishockeytradition. Amerikanische Soldaten sorgten nach dem Zweiten Weltkrieg dafür, dass der Sport in der sauerländischen Provinz populär wurde. Provinziell ging es dabei nicht immer zu. So hatte etwa Heinz Weifenbach 1987 als Präsident des ECD Iserlohn für seine Trikots einen zweifelhaften Sponsor gefunden. Der Klub warb auf grünen Trikots für Muammar al-Gaddafis „Grünes Buch“ – nur ein Spiel lang. „Wenn Wüstensöhne Eishockeymannschaften kaufen, ist der Gipfel des schlechten politischen Geschmacks erreicht“, sagte der damalige Präsident des Deutschen Sportbundes, Hans Hansen. Der ECD ging Konkurs, und es dauerte ein paar Jahre, bis Nachfolgeverein Iserlohner EC die höchste Klasse erreicht hatte. In der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) spielen sie nun als Iserlohn Roosters. Ein Verein, der im Gegensatz zum Vorgängerklub für bescheidenes Wirtschaften steht – und trotzdem, seit dieser Saison hat der Verein einen echten Star im Aufgebot: Mike York.

York ist in seiner Heimat USA nicht unbekannt. Der 26-jährige Nationalspieler aus Minnesota gilt als einer der talentiertesten Stürmer in der National Hockey League (NHL). Dort ist York eigentlich bei den Edmonton Oilers unter Vertrag. Nur wird in der nordamerikanischen Liga derzeit wegen des Streits zwischen Klubbesitzern und Spielergewerkschaft über die Einführung einer Gehaltsobergrenze („Salary Cap“) nicht gespielt. Das aber wäre noch kein Grund für einen wie York, die Pause in der NHL ausgerechnet in Iserlohn zu überbrücken. „Ich bin vor allem wegen Bryan Adams hier, er ist mein bester Freund“, sagt York. Mit Adams – nicht zu verwechseln mit dem kanadischen Eishockey-Fan und Rocksänger – hat York vier Jahre im Team der Michigan State University gespielt. Adams hat den Iserlohnern den Kontakt zu York vermittelt.

York ist ein zurückhaltender Mensch. Deshalb kommt ihm Iserlohn auch entgegen. Er fühle sich in der kleinsten DEL-Stadt mit ihren 100 000 Einwohnern sehr wohl. „Denn hier ist der Rummel um meine Person nicht so groß.“ Immerhin, ins Gästebuch der Stadt musste sich York eintragen – als erster DEL-Spieler überhaupt. Ansonsten beschränkt er seine großen Auftritte auf die Eisfläche. 30 Scorerpunkte hat er in den 22 Spielen schon für die Roosters erzielt – das hat in Iserlohn noch keiner vor ihm geschafft.

Ganz stressfrei ist der Job für York nicht. Überzahl, Unterzahl, egal: Weil das Team nur drei Center hat, muss er meist Doppelschichten bewältigen. Bei den Fans kommt seine mannschaftsdienliche Spielweise an. York ist Publikumsliebling, Trikots mit seiner Rückennummer 16 wurden diese Saison mehr verkauft als alle anderen Jerseys. Allerdings will sich der sportliche Aufschwung in Iserlohn auch mit York noch nicht einstellen. Wie seit Jahren schon hält sich das Team in unteren Tabellenregionen auf, ist auch heute im Heimspiel gegen die Berliner Eisbären nur Außenseiter.

Für York könnte es eines der letzten Spiele in Iserlohn sein: Die NHL und die Spielergewerkschaft werden am Donnerstag in Toronto erstmals seit fast drei Monaten wieder zusammentreffen, vielleicht ist am Ende der Konferenz die NHL-Saison doch noch gerettet. York würde wieder nach Edmonton gehen. Iserlohns Trainer Doug Mason glaubt nicht daran. „Man merkt an seiner Einstellung, dass er an eine komplette Saison in Iserlohn glaubt.“ Glauben allein wird da nicht helfen, viel Geld und Spiele in der besten Liga der Welt sind für einen Star wie Mike York trotz aller Bescheidenheit eben wichtiger. Sollte die NHL doch noch die Saison aufnehmen, würde es in der Eishockey-Provinz Sauerland wieder ganz beschaulich zugehen.

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