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Sport: Der Fußball-Zweitligist Tennis Borussia ändert seine Einkaufspolitik grundlegend

Früher war alles noch ganz einfach. Da setzten sich Kuno Konrad und Hermann Gerland an einen Tisch.

Von Karsten Doneck, dpa

Früher war alles noch ganz einfach. Da setzten sich Kuno Konrad und Hermann Gerland an einen Tisch. Der Trainer Gerland kam viel herum, kannte auf den Fußballplätzen Hinz und Kunz und legte dann eine fundierte Einkaufsliste vor, die der Präsident Konrad kraft seiner Beredsamkeit und mit dem Geld der "Göttinger Gruppe" nach und nach abarbeiten konnte. Das Teamwork funktionierte, sehr zum sportlichen Wohle des Vereins.

Der Gang der Dinge ist beim Zweitligisten Tennis Borussia gleich geblieben. Nur die Allianz ist eine andere - und nun keine Erfolg verheißende mehr. Dem Trainer Winfried Schäfer wird von den eigenen Profis hinter vorgehaltener Hand schon mal der Vorwurf gemacht, er kenne sich in der Zweiten Liga zu wenig aus, wisse über Taktik und Spieler des Gegners nicht richtig Bescheid. Präsident Erwin Zacharias schaltet bei solchen Vorwürfen auf stur. Er stützt Schäfer, wo es nur geht - und häufig auch da, wo der Bogen längst überspannt ist. Zacharias will nun mal nicht wahrhaben, dass der von ihm für zwei Millionen Mark Jahressalär eingestellte Trainer die Schwachstelle schlechthin im TeBe-Gefüge ist. Die Quittung: TeBe, heute gegen Fortuna Köln um Punkte am Ball (19 Uhr, Mommsenstadion), ist der teuerste Tabellenneunte, den die Zweite Liga je hatte.

In dieser Woche haben Zacharias und Schäfer die kommende Saison gemeinsam geplant. Anschließend drang der nächste große Coup des Vereins an die Öffentlichkeit: Nach Nils Noltemeier (22) vom viertklassigen TSV Havelse ist sich TeBe auch mit Roland Benschneider einig. Benschneider ist Verteidiger, 19 Jahre jung, 1,98 m groß und soll einen Zweijahresvertrag unterschreiben. Er spielt bei Energie Cottbus, jedoch bei deren Amateuren. Nächster Kandidat auf dem TeBe-Wunschzettel: Jens Bäumer, auch erst 21 und vom Karlsruher SC. Zum Vergleich: Ciric, Rösler, Kirjakow, Brinkmann waren unter anderen die Verstärkungen in der vorigen Saison. Knapp zwölf Millionen Mark blätterte TeBe für die Neuen auf den Tisch. Vergleichsweise dazu müssten die Noltemeier und Benschneider aus der Portokasse zu bezahlen sein. "Wir wollen den Kader insgesamt verjüngen", rechtfertigt Schäfer die Einkäufe. Von einer völligen Umstrukturierung will er indes nichts wissen. "Der Stamm der bisherigen Mannschaft bleibt uns doch erhalten", sagt er. "Ich möchte ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Jung und Alt schaffen."

TeBe hat aus den Fehlern offenbar Lehren gezogen. Aber die richtigen? "Wir haben bei einigen Zugängen für diese Saison kein glückliches Händchen gehabt", gibt TeBe-Pressesprecher Michael Plassmann zu. Mal hüh, mal hott: Plötzlich sind erfahrene und teure Spieler für TeBe uninteressant, geholt werden nur junge, preiswerte Kräfte.

Mancher Profi aus dem derzeitigen Kader gelobt indes auch schon Besserung. Zum Beispiel Marko Tredup. Der mahnt Solidarität an. "Nächste Saison müssen wir auch als Mannschaft eine klare Linie fahren: mit dem Trainer, mit der Vereinsführung." Wer da nicht spurt, dem droht Verteidiger Marco Walker, "der kriegt eins auf den Schädel, damit der so was nicht noch mal versucht."

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