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Sport: Der ganz andere Jay Jay

In der Türkei wird Nigerias Fußballstar Okocha anerkanntVON TINE LEHNERTZ KÖLN.Als Mohammed Yaru das Kölner "Renaissance"-Hotel erreichte, um seine Kollegen von der Nationalmannschaft zu treffen, wurde er bereits von einer aufgeregten Journalisten-Meute erwartet.

In der Türkei wird Nigerias Fußballstar Okocha anerkanntVON TINE LEHNERTZ KÖLN.Als Mohammed Yaru das Kölner "Renaissance"-Hotel erreichte, um seine Kollegen von der Nationalmannschaft zu treffen, wurde er bereits von einer aufgeregten Journalisten-Meute erwartet.Der dunkelhäutige Kicker ist nicht irgendjemand.Er gilt in seiner Heimat Nigeria, aber auch noch in Deutschland als ein Star.Mohammed Yaru? Hierzulande kennt man den Dribbelkünstler besser als Augustine "Jay Jay" Okocha.Auf Mohammed Yaru lautet sein neuer, der türkische Paß.Vor allem, um lästige Visaprozeduren zu umgehen, nahm der ehemalige Spieler der Eintracht Frankfurt kurz nach seinem Wechsel zum Erstligisten Fenerbahce Istanbul mit der türkischen eine zweite Nationalität an.Und mit dem Paß wurde dem Nigerianer auch ein neuer Name verliehen. Daß er eigentlich ein ganz anderer ist, als die Fußball-Fans in Deutschland bis heute glauben, will Okocha alias Yaru heute zeigen."Jay Jay ist ganz heiß auf das Spiel", verrät sein Manager Peter Schellhaas."In Deutschland galt er bis zum Schluß immer als eine Art Clown, den man nicht ganz ernst nehmen darf.Dabei ist er einer der besten Spieler der Welt, schießt links und rechts gleichermaßen gut und geht auf dem Weg zum Tor nur dann Risiken ein, wenn niemand da ist, zu dem er passen kann." Diese Worte sind mehr als Werbeslogans.Spätestens in der Türkei hat Okocha gezeigt, was in ihm steckt.16 Tore schoß der Spielmacher für Fenerbahce in der letzten Saison, 14 Tore waren es in dieser Spielzeit.Während der Schütze des "Tores des Jahres 1993" in seiner Frankfurter Zeit in die Rolle des "Eiertänzers" (Jupp Heynckes) gedrängt wurde, genießt er in der Türkei unumstritten Anerkennung - und einen bis dahin nicht gekannten materiellen Wohlstand.Über zwei Millionen Dollar netto, verrät sein Berater, streicht er jährlich ein.Genug, um in seiner Heimatstadt Enugu ein Haus mit 900 Quadratmeter Wohnfläche auf einem 3000 Quadratmeter großen Grundstück zu bauen.Doch der Preis, den der Nigerianer dafür zahlt, ist hoch. Der eigentlich unternehmungslustige Nigerianer lebt in Istanbul in einem goldenen Käfig.Weil die Euphorie der türkischen Fans kaum Grenzen kennt, wagt sich der Kicker kaum noch aus dem Haus.Da er auch dort vor Nachstellungen nicht sicher ist, kürzlich in seiner Abwesenheit acht Journalisten eindrangen, sich dort breitmachten und seine frisch angetraute, aber von der Situation überforderte nigerianische Frau mit Fragen bedrängten, wurde Okocha von seinem Verein nun in eine Art Festung im Nobelbezirk Dragos umgesiedelt.Dort sind die Mauern um die Grundstücke am höchsten. Trotzdem bereut Augustine Okocha nicht, zu Fenerbahce gegangen zu sein.Im Gegensatz zu Deutschland, wo er von manchem Mitspieler Neid und Trainer Mißachtung erfuhr, hat er in der Türkei als Afrikaner noch nie Nachteile oder gar Rassismus erlebt."Die Türken lieben uns", ist er sich sicher.Tatsächlich nimmt die Zahl der afrikanischen Kicker in der Ersten Liga stetig zu.Peter Schellhaas schätzt ihre Zahl auf 15 bis 20.Doch ob sein Klient auch in der nächsten Saison zu ihnen gehören wird, ist nicht ausgemacht.Obwohl sein Vertrag bei Fenerbahce zwei weitere Jahre einschließt, bemühen sich bereits andere Vereine um ihn."Warten wir die Weltmeisterschaft ab", sagt Peter Schellhaas.Und das Spiel gegen Deutschland.

TINE LEHNERTZ

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