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Sport: Der geteilte Präsident

Beim DFB treten Mayer-Vorfelder und Zwanziger nicht gegeneinander an – sie bilden eine Doppelspitze

Der Parkplatz des Präsidenten blieb leer. Als Gerhard Mayer-Vorfelder am Freitag in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt am Main ankam, ließ sich der Verbandschef nicht wie üblich zum Haupteingang chauffieren. Der angeschlagene Präsident entschied sich lieber für den Hintereingang, durch den er zur zweiten Krisensitzung des DFB innerhalb einer Woche eintraf. Den abgeschirmten Beobachtern warf Mayer-Vorfelder nur einen kurzen Wink zu. Ein vorweggenommener Abschiedsgruß? Von wegen.

Der 71 Jahre alte Mayer-Vorfelder, wegen der gescheiterten Trainersuche für die Nationalmannschaft und seines selbstherrlichen Führungsstils in die Kritik geraten, soll DFB-Präsident bleiben. Ihm zur Seite gestellt wird der Schatzmeister des Verbandes Theo Zwanziger – ebenfalls als Präsident. Beide sollen, falls der DFB-Bundestag im Oktober diesem Vorschlag der Verbandsspitze zustimmt, bis zur WM 2006 in Deutschland als Doppelspitze agieren. „Ich bin sehr zufrieden“, sagte Zwanziger, der am Montag auf der ersten Krisensitzung des DFB noch eine Kampfkandidatur gegen Mayer-Vorfelder angekündigt hatte.

„Damit zeigt sich, dass der Verband auch in schwierigen Situationen einen Konsens finden kann“, sagte Mayer-Vorfelder, den eigentlich viele Funktionäre zum Aufgeben bewegen wollten. Nach Angaben von Sitzungsteilnehmern habe sich der Verbandschef intern dagegen „mit Händen und Füßen gewehrt“. Mayer-Vorfelder soll nun für die internationalen Kontakte des DFB zuständig sein (siehe Erklärung unten). Er ist Mitglied in den Exekutivkomitees des europäischen Verbands Uefa und des Weltverbands Fifa. Zwanziger, der sich um das Tagesgeschäft kümmern soll, präsentierte sich nach der Sitzung Schulter an Schulter mit Mayer-Vorfelder. „Ich fühle mich als Geschäftsführender Präsident sehr wohl“, sagte er und lachte in die Kameras. Seinen Verzicht auf eine Kampfkandidatur begründete Zwanziger mit einem schlechten Gewissen: „Wenn Gerhard Mayer-Vorfelder die WM 2006 von der Ersatzbank aus verfolgen müsste, wäre ich nicht glücklich.“

Mehr als sieben Stunden lang hatte zuvor die Spitze des größten Fußballverbandes der Welt getagt. Bei einem ersten Gespräch am Vormittag hatten Liga-Präsident Werner Hackmann, DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt und DFB-Vizepräsident Engelbert Nelle, der die Opposition gegen Mayer-Vorfelder zuletzt angeführt hatte, drei Lösungen diskutiert. Der von der Basis der Amateure und vielen Profivereinen favorisierte Ausweg, Mayer-Vorfelder zum Verzicht zu bewegen, wurde wegen des Widerstands des Präsidenten verworfen. Die Alternative, Mayer-Vorfelder allein bis 2006 amtieren zu lassen, wurde von den Landesverbänden vehement abgelehnt. So einigten sich alle Seiten auf die Doppelspitze. Mayer-Vorfelder versprach danach: „Im September 2006 trete ich ab.“

Sollte der DFB-Bundestag am 22. und 23. Oktober dieser Lösung zustimmen, hätte der DFB die erste Kampfabstimmung in der 104-jährigen Geschichte verhindert. Und dafür die erste Doppelspitze installiert. „Das Problem ist jetzt, dass wir die Landesverbände davon überzeugen müssen“, gab Nelle zu.

Leichter würde dieses Vorhaben bei einer erfolgreichen Trainersuche für die Nationalmannschaft. Statt Mayer-Vorfelder allein, der diese Frage erst zur Chefsache gemacht hatte, ist dafür seit Montag eine vierköpfige Gruppe zuständig. Wie berichtet, hat das Quartett bereits Kontakt zum neuen Wunschkandidaten Otto Rehhagel aufgenommen. Mayer-Vorfelder sagte dazu der Presse: „Ich gehe davon aus, dass ich an der Suche mitwirke.“

Dann lief der Präsident, im Abstand von gut 20 Metern zu Theo Zwanziger, zurück in die DFB-Zentrale.

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