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Sport: Der goldene Tag von Val di Fiemme

Axel Teichmann wird Weltmeister im 15-Kilometer-Langlauf – Ronny Ackermann gewinnt die Nordische Kombination

Val di Fiemme. Die Sonne strahlte über dem Lago di Tesero als Axel Teichmann seine Ski in Siegerpose schwenkte. Ein deutscher Erfolg im 15-Kilometer-Langlauf, klassischer Start, klassischer Stil, bei den nordischen Skiweltmeisterschaften in Italien? Das hatte kaum jemand für möglich gehalten. Teichmann hatte das Kunststück fertig gebracht, hatte den Wettbewerb dominiert und sogar den dreißig Sekunden vor ihm gestarteten Titelverteidiger Per Elofsson aus Schweden überholt. Nur wenige Stunden später wurde im Ziel des Langlaufstadions in Val di Fiemme wieder eine deutsche Fahne geschwenkt: Ronny Ackermann freute sich über seinen Weltmeistertitel in der Nordischen Kombination. Der Oberhofer gewann den Mehrkampf aus zwei Sprüngen und 15-km-Langlauf.

Ackermanns Titelgewinn war sicher keine Sensation, Teichmanns Sieg dagegen schon. Der Thüringer sorgte für den ersten deutschen Weltmeistertitel im Langlauf seit 1974. Damals hatte Gerhard Grimmer Gold für die DDR geholt. Der 23-jährige Teichmann kam mit der Zeit von 35:47,5 Minuten ins Ziel. Das wiederum bewirkte euphorische Gefühlsregungen beim deutschen Betreuerstab. „Wahnsinn“, rief Cheftrainer Jochen Behle. „Axel hatte das Rennen jederzeit unter Kontrolle.“ Behles Assistenten reichten eine Champagnerflasche herum, nachdem sie versucht hatten, Andreas Schlütter zu trösten. Denn der Oberhofer verpasste – wie schon im 30-km-Rennen zwei Tage zuvor – eine Medaille knapp, diesmal um 4,4 Sekunden. Wieder wurde Schlütter nur Fünfter.

Der Triumphator trat derweil zu den Interviews an. „Ich war mir nicht sicher war, wie es heute laufen soll“, sagte Teichmann. „Ich hatte Probleme mit dem Ski, wusste nicht, welches von drei identischen Paaren ich nehmen sollte.“ Die Entscheidung über die passenden Ski überließ Teichmann seinen Technikern. Die trafen die richtige Wahl.

Es sollte sich für Teichmann auszahlen, dass er im Gegensatz zu den Favoriten auf das 30-km-Rennen zwei Tage zuvor verzichtet hatte. Dabei hatte auch dem Rennen über die 15 Kilometer noch nicht sein ganzer Ehrgeiz gegolten. Der Wettbewerb sollte laut Teichmann nur „ein Baustein“ sein auf dem Wege zu seiner beliebtesten Disziplin: Der Doppelverfolgung mit dem Skiwechsel von der klassischen zur freien Technik. „Nun ist das also ein goldener Baustein geworden“, sagte Teichmann. Der Läufer aus Thüringen redete ruhig und gelassen, wirkte fast so, als habe er einen eher beliebigen Wettkampf gewonnen. „Ich sehe nur ernst aus, bin es aber nicht. Ich brauche halt noch ein bisschen, um zu realisieren, was passiert ist.“

Als er nach der ersten der drei Runden vorne lag, sagte Teichmann, habe er damit gerechnet, „dass es um eine Medaille geht“. Denn von seiner Stärke ist der so überlegt wirkende Athlet aus Lobenstein ohnehin überzeugt. „Ich bin keiner, der einbricht“, sagte er nach dem Rennen am Freitag. So souverän wie mit der Konkurrenz in der Loipe ging der nüchterne Erfolgstyp mit dem lustigen Ziegenbärtchen auch mit den Medien um. Wer sein Idol sei, wurde er gefragt. Erst war es der norwegische Langlaufstar Björn Daehli, antwortete Teichmann. „Aber als ich 1999 Juniorenweltmeister wurde, fing ich an mein eigenes Idol zu werden.“

Derartige Töne waren indes von Ronny Ackermann nach seinem Sieg in der Nordischen Kombination nicht zu hören. Der neue Weltmeister gab sich bescheiden, dazu hatte er allerdings keinen Grund: Ackermann lag nach Bestweiten in beiden Sprüngen von der Normalschanze und dem 15-km-Langlauf im Ziel schließlich klar mit 52,1 Sekunden vor dem Österreicher Felix Gottwald. Dritter wurde der dreimalige Olympiasieger Samppa Lajunen aus Finnland. Der nach dem Springen noch auf Platz zwei rangierende Georg Hettich (Rohrhardsberg) landete mit 1:35,9 Minuten Rückstand auf Ackermann auf Platz vier.

Hartmut Scherzer

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