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Sport: Der große Bekannte

Geheimnistuerei um neuen Hockey-Bundestrainer

Mönchengladbach - Markus Weise war gestern in Mönchengladbach. Das ist eine brisante Nachricht, weil Weise, der Trainer der Hockey-Nationalmannschaft der Frauen, den Ort in diesen Tagen am liebsten meiden würde. Das Team hat dort gestern im Hockey-Park trainiert, und am Nachmittag haben sich die Spielerinnen mit ihrem Trainer die letzten Vorrundenbegegnungen der Männer-Weltmeisterschaft angesehen. Eigentlich bereiten sie sich gerade in Köln auf ihre eigene Weltmeisterschaft vor, und weil Mönchengladbach nur 60 Kilometer entfernt liegt, hatten die Nationalspielerinnen gehofft, dass es noch ein paar weitere gemeinsame Ausflüge in den Gladbacher Hockey-Park geben werde. Aber Weise will nicht. Er ließ verlauten, dass er keinen Bock habe, sich den Fragen zu stellen. Den Fragen, ob er denn nun Nachfolger von Bernhard Peters als Trainer der Männer werde, der nach der WM als Sportdirektor zum Fußball-Regionalligisten TSG Hoffenheim wechselt.

Weises Sorge ist nicht unbegründet. Denn mit der Ankündigung des Deutschen Hockey-Bundes (DHB), dass Peters’ Nachfolger erst nach der Frauen- WM in Madrid (27. September bis 6. Oktober) vorgestellt werde, hat der Verband die Öffentlichkeit erst recht auf seine Spur geführt. Wieso sollte man mit der Verkündung der Neuigkeit warten, wenn sie nicht auch die Frauenmannschaft in irgendeiner Weise tangierte? Ganz falsch, sagt Karsten Dufft, der Sportdirektor des DHB. Der Verband sehe seine vier hauptamtlichen Trainer – Männer, Frauen, Junioren und Juniorinnen – als Team und wolle daher im Oktober das komplette Team für die Vorbereitung auf Olympia 2008 bekannt geben.

Der DHB erweckt in diesen Tagen ein wenig den Eindruck, als wolle er das Geheimnis um den neuen Nationaltrainer nur noch künstlich am Leben halten. Präsident Stephan Abel spricht weiterhin von einigen sehr guten Kandidaten, und dass plötzlich in den Medien über einen Trainer aus dem Ausland spekuliert wurde, scheint dem Verband ganz gut in seine Verschleierungstaktik zu passen. „Der Nachfolger steht noch nicht fest“, sagt Abel. Allerdings sollten während der WM in Mönchengladbach und in der kommenden Woche die abschließenden Gespräche geführt werden –, um das Ergebnis dann noch knapp drei Wochen geheim zu halten. Oder um in dieser Zeit einen neuen Trainer für die Frauen zu finden? Markus Weise hat schon im Juli, kurz nach dem Gewinn der Champions Trophy, bestätigt, dass er ein Kandidat für den Posten bei den Männern sei und dass der DHB auch schon mit ihm gesprochen habe. „Es wäre ja auch fahrlässig, sich auf jemanden zu versteifen, der dann gar kein Interesse an dem Job hat“, sagt er. Offiziell kümmert sich eine Trainerfindungskommission um die offene Personalie. Die Nationalteams wurden zu ihrer Meinung befragt, Namen von Kandidaten wurden ihnen jedoch nicht genannt, weswegen die Nationalspieler das Ganze als ziemlich unergiebig empfanden. Auch Bernhard Peters hat sich an der Suche nach seinem Nachfolger beteiligt. „Er hat uns sehr stark geholfen bei der Benennung möglicher Kandidaten“, sagt Abel. Ungewöhnlich ist das nicht. Peters hat mit seiner akribischen Arbeit und seinen innovativen Ideen maßgeblich dazu beigetragen, dass der DHB in Trainingslehre und -methodik inzwischen vorbildlich dasteht. Der neue Bundestrainer soll diese Konzeption konsequent weiterführen. „Es ist ein komisches Gefühl, dass so ein erfahrener Trainer dann plötzlich nicht mehr da ist“, sagt Stephan Abel.

Schon weil Peters im Hockey eine Ausnahmeerscheinung war, benötigt der DHB einen renommierten Nachfolger, jemanden mit internationalen Erfolgen im Spitzenhockey, wie Sportdirektor Dufft sagt. „Das engt den Kandidatenkreis erheblich ein.“ Markus Weise passt trotzdem ins Anforderungsprofil. Er hat in den vergangenen drei Jahren aus dem wankelmütigen Frauenteam eine stabile und erfolgreiche Mannschaft geformt. Die Goldmedaille für die Frauen bei Olympia 2004 ist sogar noch höher einzuschätzen als der WM-Titel, den Bernhard Peters 2002 mit den Männern in Kuala Lumpur gewann. Sein Kotrainer hieß damals – Markus Weise.

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