zum Hauptinhalt

Sport: Der große Blonde trat vor acht Jahren mit vielen Versprechungen an

Egal, wie das Formel-1-WM-Finale 1999 am Sonntag in Suzuka ausgeht - ein Mann wird der weltweiten Kritik wohl nicht so schnell entfliehen können. Max Mosley, als Fia-Präsident Repräsentant jener Organisation, die mit ihrem umstrittenen Urteil im Berufungsgerichts-Verfahren gegen Ferrari dieses Finale erst möglich machte.

Egal, wie das Formel-1-WM-Finale 1999 am Sonntag in Suzuka ausgeht - ein Mann wird der weltweiten Kritik wohl nicht so schnell entfliehen können. Max Mosley, als Fia-Präsident Repräsentant jener Organisation, die mit ihrem umstrittenen Urteil im Berufungsgerichts-Verfahren gegen Ferrari dieses Finale erst möglich machte. Und sich seitdem von allen Seiten den Vorwurf gefallen lassen muss, nur noch ausführendes Organ der kommerziellen Interessen hinter der Formel 1 zu sein. Dabei ist Japan, ist Suzuka für Mosley ein ganz besonderer Ort. Es war hier, vor genau acht Jahren, als er sich, damals gerade zum Fia-Präsidenten gewählt, erstmals der Formel 1 in seiner neuen Funktion vorstellte. Vollmundig kündigte er damals eine neue Ära an, in der alles anders, schöner und besser werden sollte, vor allem auch in der Zusammenarbeit zwischen der Sportbehörde und den Betroffenen, den Teams und Fahrern. Nur allzu gern wollten auch die ihm damals glauben, als von mehr Offenheit und Demokratie, mehr Durchsichtigkeit und Fairness die Rede war. Hatte Mosley doch den berühmt-berüchtigten Jean-Marie Balestre abgelöst, dem man nicht nur in Frankreich teilweise eine zumindest bräunlich angehauchte Vergangenheit nachsagte, sondern der sogar vor zwei oder drei Jahren in Frankreich mehr oder weniger öffentlich zugab, manipulierend in eine WM-Entscheidung eingegriffen zu haben: 1989, als er seinem französischen Landsmann Alain Prost den WM-Titel gegen Ayrton Senna sichern half. Nun stand also ein neuer Mann an der Spitze, ein deutlich jüngerer, Jahrgang 1940, einer, der selbst aus dem Motorsport kommt. Als Rennfahrer brachte es Max Mosley immerhin bis in die Formel 2, 1969 wurde er das "M" des von ihm zusammen mit Freunden gegründeten March-Teams - den Namen setzten die Firmengründer damals aus den Anfangsbuchstaben ihrer Namen zusammen. Aber schon seit Anfang der Siebziger trat der Sohn des englischen Faschistenführers Sir Oswald Mosley, dem aufgrund dieser familiären Vorbelastung der Weg in die Politik versperrt blieb, vor allem in einer anderen Rolle in Erscheinung: Als rechte Hand und juristischer Wegbereiter von Bernie Ecclestone, der damals gerade begann, die Formel 1 wirtschaftlich und politisch unter seine Kontrolle zu bekommen. Als "Bernies Winkeladvokat" wurde der große, blonde Brite oft tituliert. Viersprachig, mit einer Ausbildung unter anderem im deutschen Elite-Internat Salem, einem Studium in Oxford und Examen in Physik und Jura, redegewandt und wortgewaltig, konnte er generelle Gegner der Formel 1 genauso in die Ecke drängen wie für Ecclestone die besten Geschäftsabschlüsse herausholen. Heute geben sich die "Blutsbrüder" von einst auch gerne einmal kontrovers. Der Verdacht liegt jedoch nahe, dass da viel Show dabei ist, um nicht deutlich werden zu lassen, dass man in Wirklichkeit immer noch in den meisten Fällen an einem Strang zieht: Mosley als Fia-Präsident, Ecclestone in seiner Doppelfunktion als Fia-Vize und Chef der Konstrukteursvereinigung Foa . . .

Auf der Haben-Seite kann Mosley Verbesserungen im Bereich Sicherheit vorweisen. Eindeutig im Soll steht die Formel 1 dagegen beim Reglement. Vor allem im Elektronikbereich hat Mosley den Versuch, klare Regeln zu schaffen, wohl aufgegeben. In der Interpretation anderer Regeln auch, wenn man das Urteil von Paris für bare Münze nimmt. Oder müssen die Lücken gezielt drinbleiben - um im Notfall anderen Interessen als der sportlichen Fairness dienen zu können, die Mosley so gern beschwört?

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false