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Sport: Der große und der kleine Tabellenführer

Schalke und Hoffenheim gewinnen ihre Auftaktspiele gegen Hannover und in Cottbus jeweils 3:0 – nun führen der Traditionsklub und der Aufsteiger gemeinsam die Tabelle an

Einsicht ist der erste Weg zur Besserung. Wenn das stimmt, braucht den Fans des FC Energie Cottbus vor der Zukunft nicht bange zu sein. Nach der ernüchternden 0:3 (0:1)-Heimniederlage zum Saisonauftakt gegen den spielstarken Aufsteiger TSG 1899 Hoffenheim versuchten die Cottbuser Profis gar nicht erst nach Ausreden zu suchen. „Wir sind überheblich und arrogant ins Spiel gegangen“, rügte Torwart Gerhard Tremmel die Einstellung. „Unser Auftreten in den Zweikämpfen war mangelhaft“, polterte Mannschaftskapitän Timo Rost. Und Trainer Bojan Prasnikar analysierte, dass „ohne Druck, ohne Kampf, ohne Bewegung nach vorne“ nichts anderes herauskommen könne als ein bitterer Fehlstart.

Das Cottbuser Debakel vor 18 370 Zuschauern verursachten freilich auch äußere Umstände. Etwa die Leistung des Gegners. Hoffenheim, als 50. Verein in der Bundesliga dabei, legte einen spielstarken Auftritt hin. Schon der schnelle Senegalese Demba Ba im Angriff war vom Unterhaltungswert, aber auch von der Effektivität her das Eintrittsgeld wert. Ba erzielte das vorentscheidende 2:0 kurz nach der Pause. Vorher und nachher schockte Vedad Ibisevic mit seinen zwei Treffern die Cottbuser, die mit schweren Fehlern in der Innenverteidigung, vor allem von Igor Mitreski, freundlich Pate standen.

Ralf Rangnick, Hoffenheims Trainer, wies darauf hin, dass diesmal mit Neuzugang Wellington und dem für Olympia abgestellten Chinedu Obasi noch zwei wertvolle Offensivkräfte fehlten. Aber mit ihrem jugendlichen Elan ließen die Hoffenheimer in Cottbus trotzdem nichts anbrennen. „Das Durchschnittsalter meiner Mannschaft betrug heute so etwa 22 Jahre und ein paar Zerquetschte. Meine Jungs müssen den Mangel an Erfahrung kompensieren durch mehr Griffigkeit, durch Neugier und Engagement“, sagte Rangnick. Gesagt, getan.

Der FC Energie erzielte gegen Hoffenheim auch ein Tor. Dennis Sörensen war kurz vor der Pause nach einer Flanke von Daniel Ziebig im Fünfmeterraum der Hoffenheimer höher gesprungen als Torwart Ramazan Öczan und stieß den Ball per Kopf ins Netz. Özcan stürzte. Das 1:1? Schiedsrichter Guido Winkmann, der sein erstes Bundesligaspiel leitete, erkannte auf Torwartbehinderung und den Treffer nicht an. Eine umstrittene Entscheidung. Verdient war der Erfolg der Hoffenheimer aber allemal. Dass der Aufsteiger nun dadurch gleich mal Tabellenführer ist, Seite an Seite mit Schalke 04, verleitete Ralf Rangnick indes nicht zum Übermut: „Das ist doch nur, weil H wie Hoffenheim im Alphabet vor S wie Schalke kommt.“

Noch eine Premiere für Fred Rutten. Nach den Auftaktspielen im nationalen Pokalwettbewerb und in der Champions-League-Qualifikation ist der neue Cheftrainer des FC Schalke 04 nun auch in der Fußball-Bundesliga angekommen. Wie die beiden vorherigen war auch diese dritte Premiere erfolgreich. Die Gastgeber, die den Meister Bayern München herausfordern wollen, starteten mit einem 3:0 gegen Hannover 96 in die Saison. Die drei Tore, allesamt aus Standardsituationen heraus erzielt, schossen Marcelo Bordon und Kevin Kuranyi.

Schalkes neuer Coach war natürlich zufrieden mit seinem ersten Arbeitstag in der Bundesliga. „Es war ein sehr souveränes Spiel. Aber es gibt auch etliche Sachen, die wir uns noch erarbeiten müssen“, sagte Rutten. Während der Trainer aus den Niederlanden in der ausverkauften Arena vor 61 673 Zuschauern auch in der Liga ein gelungenes Debüt feierte, mussten Jefferson Farfan und Orlando Engelaar, die millionenschweren neuen Hoffnungsträger, ihren Bundesliga-Einstand verschieben. Beide verletzten sich in dieser Woche: Farfan an einer Schulter, Engelaar am Knie. Den sehr guten Start ihrer Mannschaft haben sie damit verpasst. Das Tempo zu Spielbeginn war ähnlich hoch wie drei Tage zuvor beim 1:0 gegen Atletico Madrid. Anders als gegen die Spanier wandten die Schalker sich allerdings diesmal ohne Zögern dem Wesentlichen zu und schossen binnen weniger Minuten die ersten zwei Tore. Hannover wirkte überrumpelt. Aber auch ohne vom Gegner sonderlich gefordert zu sein, mussten die Schalker einen Rückschlag hinnehmen. Nach einer halben Stunde musste Mittelfeldspieler Jermaine Jones vom Platz. Er verletzte sich bei einem Foul von Altin Lala und ist damit schon der fünfte verletzte Stammspieler, den Schalke ersetzten muss. Dafür kickte Lewan Kobiaschwili wieder mit – obwohl er sich um das Wohlbefinden seiner Verwandten im Krisengebiet Georgien sorgt.

Nach der ersten Halbzeit gab es in der Kabine des FC Schalke offenbar nicht viel zu diskutieren. Die Gastgeber kehrten schon einige Minuten vor Ablauf der Zeit auf den Platz zurück. Ganz so, als könnten sie es kaum erwarten weiterzuspielen. Doch bei allen guten Vorsätzen ließ der Elan der Gelsenkirchener nach. Hannover kam besser ins Spiel und zeigte mehr Biss als in der ersten Hälfte. Die Schalker indes wirkten müde – und ließen sich erst nach knapp einer Stunde von Kuranyi wieder aufwecken. Erst wehrte Lala einen Kopfball des Nationalstürmers vor der Torlinie ab, doch nur ein paar Minuten später holte Kuranyi das Versäumte nach – mit einem Kopfball zum 3:0.

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