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Wir halten zusammen. Der 1. FC Union präsentiert sich bislang gut eingespielt. Auch am Sonntag gegen Hannover?

© dpa/Gambarini

Der gute Saisonstart des 1. FC Union: Der Erfolg der ruhigen Männer

Der Saisonstart des 1. FC Union verlief so gut wie lange nicht mehr – aus besonderen Gründen. Wir zählen sie vor dem Spiel gegen Hannover 96 auf.

Der 1. FC Union Berlin ist so gut wie seit drei Jahren nicht mehr in die Saison gestartet. Vierzehn Punkte nach acht Spielen bedeuten Platz sechs in der Zweiten Liga, und mit einem Sieg an diesem Sonntag im Heimspiel (13.30 Uhr) gegen Bundesliga-Absteiger Hannover 96 könnten die Köpenicker sogar auf einen Aufstiegsplatz klettern. Wir nennen fünf Gründe für den frühen Erfolg.

1. Die Mannschaft ist eingespielt

Der vergangene Sommer war der erste seit 2013 ohne große personelle Umbrüche. Nur Kristian Pedersen, Philipp Hosiner, Christopher Lenz und Simon Hedlund sowie die beiden Ersatztorhüter Michael Gspuring und Daniel Mesenhöler sind neu. Der Rest spielt seit mindestens einem halben Jahr zusammen und konnte bereits in der vergangenen Rückrunde an der Abstimmung von Lauf- und Passwegen arbeiten. Das machte sich zum Saisonstart positiv bemerkbar, Unions Spieler kennen sich, das Team wirkt gefestigt. Ein klarer Vorteil gegenüber Mannschaften wie Hannover oder Stuttgart, die derzeit teilweise noch mit der Integration der Neuen beschäftigt sind.

2. Bobby Wood konnte ersetzt werden

Die zentrale Frage vor der Saison lautete: Wer soll bei Union Tore erzielen? Bobby Wood, der in der vergangenen Spielzeit 17 Mal traf, zog weiter zum Hamburger SV. Für eine stattliche Ablösesumme von dreieinhalb Millionen Euro zwar, aber Union stand vor der Herausforderung, zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Monaten seinen besten Torschützen ersetzen zu müssen. Vor Wood hatte Sebastian Polter Berlin Richtung England verlassen. Ein Teil des Geldes wurde für Angreifer Philipp Hosiner ausgegeben, doch zum Stürmer Nummer eins wurde überraschend Collin Quaner. Der hatte vergangene Saison kaum eine Rolle gespielt und galt eher als Kandidat für einen Platz auf der Tribüne denn in der Startelf. Quaner durfte dann auch nur wegen einer Verletzung Hosiners spielen, aber er nutzte seine Chance und traf und traf und traf. Mit sechs Toren ist er nicht nur Unions bester Torschütze, sondern mit Braunschweigs Domi Kumbela auch der gesamten Zweiten Liga. In den letzten zwei Spielen fehlte Quaner verletzt, was das Spiel gegen Hannover angeht, ist Trainer Jens Keller „guter Dinge“, dass der Stürmer wieder dabei sein kann.

3. Die Spieler haben Kellers System schnell verinnerlicht

Für die meisten Fußballer, die schon länger beim 1. FC Union spielen, glich die Spielidee des Trainers einem kleinen Kulturschock. Waren sie es über Jahre hinweg gewohnt, erst einmal abzuwarten, verlangte Keller nun das genaue Gegenteil. Aggressives Pressing, den Gegner früh unter Druck setzen, volle Kraft voraus im 4-3-3-System. Das kostet Kraft und Mut. „Die Mannschaft hat vieles schon sehr gut umgesetzt. Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Keller. Mit 16 Toren gehört Union zu den torgefährlichsten und offensivfreudigsten Mannschaften der Zweiten Liga. Keller glaubt an mehr. „Es wäre vermessen zu behaupten, dass schon alles so funktioniert, wie wir uns das vorstellen.“ Was ihm und seinem Co-Trainer Henrik Pedersen vor allem wichtig ist: „Das Team ist von unserer Idee überzeugt, es glaubt an das, was wir täglich tun.“

4. Neue Leistungsträger etablieren sich

Jens Kellers Powerfußball hat neben dem treffsicheren Collin Quaner noch andere Gewinner hervorgebracht. Die beiden jungen Außenangreifer Kenny Prince Redondo und Steven Skrzybski gehören bisher zu den Besten. Skrzybski kommt bereits auf vier Tore, Redondo auf zwei. Stephan Fürstner ist nach einem schwierigen ersten Jahr mit drei verschiedenen Trainern unter Keller endlich das auf dem Platz, was der 1. FC Union von ihm erwartet hatte: eine Führungsfigur. Fürstner ist im defensiven Mittelfeld gesetzt und bildet mit Kapitän Felix Kroos ein spielstarkes Duo. Hinten links begeistert die Entdeckung der Saison: Verteidiger Kristian Pedersen kam für eine Viertelmillion Euro aus der zweiten dänischen Liga und gehört mittlerweile ligaweit zu den Besten auf seiner Position. Gegen Hannover fehlt der Däne wegen einer Sperre.

5. Innerhalb der Mannschaft herrscht Ruhe

Unter dem neuen Trainerteam haben sich die Kräfteverhältnisse im Team verschoben. Erfahrene Spieler wie Michael Parensen, Emanuel Pogatetz oder Sören Brandy sind derzeit außen vor, auch der letztjährige Kapitän Benjamin Kessel dürfte es nach überstandener Verletzungspause schwer haben, seinen Platz in der ersten Elf zurückzuerkämpfen. Trotzdem sind Unmutsbekundungen bisher nicht zu vernehmen. Seit dem Abschied von Torsten Mattuschka gibt es keinen Lautsprecher, die Hierarchien sind flacher geworden. Alle ordnen sich ein. Der in der Vergangenheit oft geäußerte Vorwurf, die Mannschaft wäre zu brav, ist aktuell ein großer Vorteil.

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