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Sport: Der Heimkehrer

Oberligist Union holt Trainer Wassilew zurück

Berlin - Das inoffizielle Begrüßungskomitee war klein, hielt für den Ankömmling aber immerhin ein Geschenk parat. Vier Fans des Fußball-Oberligisten 1. FC Union warteten gestern Mittag am Flughafen Berlin-Tegel, um Georgi Wassilew in Empfang zu nehmen. Der 59-jährige Bulgare landete um 12.20 Uhr: Sonnenbrille im Gesicht, ein Basecap auf dem Kopf. Die Fans schenkten ihm ein weiteres Requisit dazu: einen Union-Schal. Wassilew soll heute als neuer Trainer des 1. FC Union vorgestellt werden, auch wenn es gestern von offizieller Seite Unions noch keine Bestätigung für diese Personalie gab.

„Ich war nie weg“, sagte Wassilew, bevor er von einem Mitarbeiter des Vereins in die Geschäftsstelle zu Präsident Dirk Zingler gebracht wurde. Die Verpflichtung des zum zweiten Mal bei den Köpenickern anheuernden Fußballtrainers erfolgt nach einer sportlich bescheidenen Hinrunde und einer stillosen Entlassung des bisherigen Trainers Frank Lieberam am vergangenen Freitag.

Wassilew gilt bei den Union-Fans als der Held der jüngeren, wenn nicht gar der gesamten Vereinsgeschichte. In seine Amtszeit zwischen Sommer 1999 und der Entlassung durch den früheren Präsidenten Heiner Bertram im Oktober 2002 fielen 2001 der Aufstieg in die Zweite Bundesliga, der Einzug ins DFB-Pokalfinale und die damit verbundene Teilnahme am Uefa-Cup. In der Saison 2001/02 spielte der 1. FC Union zeitweise sogar um den Aufstieg in die Erste Bundesliga mit.

Die Zeiten in Köpenick haben sich jedoch geändert. Derzeit muss der Aufstiegsfavorit, der mit drei Punkten Rückstand auf das Spitzenduo MSV Neuruppin und Babelsberg 03 überwintert, sogar um die Rückkehr in die Regionalliga bangen. Filmrechtehändler Michael Kölmel wird keine neun Millionen Euro mehr in den Verein pumpen, mit denen einst unter Wassilew auch teure Spielerverpflichtungen ermöglicht wurden. Insofern ist die Rückkehr des „Generals“, der in seiner Heimat mit Etar Tirnovo, Levski Sofia und ZSKA Sofia zu Meisterehren kam, keine Garantie für den Erfolg. Die viertklassige Oberliga kennt Wassilew nicht. Sie könnte für den zuletzt Levski Sofia betreuenden und danach über ein Jahr pausierenden Trainer auch ein Kulturschock sein.

Spielstarke Neuzugänge aus Nicht- EU-Staaten – wie in seiner ersten Amtszeit – darf Wassilew nicht mitbringen. Das ist im Amateurlager untersagt. Also muss er mit dem vorhandenen Kader auskommen, auch mit den vielen jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs. Zwischen 1999 und 2002 sortierte Wassilew diese meistens aus. „Der neue Trainer muss unsere Philosophie mittragen, verstärkt mit jungen Leuten zu arbeiten“, verlangte Präsident Dirk Zingler unlängst. Zingler selbst war während der erfolgreichen ersten Wassilew-Ära übrigens schon dabei – als Fan.

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