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Sport: Der Heimnachteil

Bestimmt gibt’s ein paar Fans, die auf diesen Gedanken noch gar nicht gekommen sind: Eine Ski-WM im eigenen Land? Da kann man ja nur verlieren.

Bestimmt gibt’s ein paar Fans, die auf diesen Gedanken noch gar nicht gekommen sind: Eine Ski-WM im eigenen Land? Da kann man ja nur verlieren. Dieser Druck, diese Erwartungshaltung, diese Medienhysterie. Am Samstagabend fand Wolfgang Maier immer neue Argumente für einen Heimnachteil. Der Alpindirektor des Deutschen Skiverbands ratterte immer neue Ländernamen herunter, alle sportlich gescheitert bei der Ski-WM im eigenen Land.

Da kann man ja richtig aufatmen, dass es für die Deutschen wenigstens zu zwei Bronzemedaillen gereicht hat, beide von Maria Riesch gewonnen, dem medialen und sportlichen Superstar der Deutschen. Zwei Medaillen, ein heroischer Akt also?

Doch Alpindirektor Maier ist natürlich auch enttäuscht. Und seine Theorie vom Heimnachteil ist natürlich auch ein Stück Hilflosigkeit. Er will sich nicht alles schlechtreden lassen.

Dass er, der nüchterne Analytiker, zu einer solchen rhetorischen Slalomfahrt ansetzt, zeigt, wie sehr das eigentliche Problem schmerzt. Der alpine Skisport in Deutschland ist wieder auf die One-Woman-Show der Maria Riesch geschrumpft.

Garmisch-Partenkirchen war auch die Chance für einige, sich dauerhaft aus dem Schatten der Doppel-Olympiasiegerin zu arbeiten. Genutzt hat diese Chance niemand. Kathrin Hölzl, die Riesenslalom-Weltmeisterin, scheiterte an ihren extremen Rückenschmerzen, das ist einfach Pech. Aber was war mit Viktoria Rebensburg, mit Felix Neureuther, mit den Slalom-Talenten, was mit Susanne Riesch? Gescheitert alle, am groben Fahrfehler im entscheidenden Moment (Rebensburg), am selbst erzeugten, von Medien zudem extrem übersteigerten Druck (Neureuther), an grotesker Selbstüberschätzung (die Slalom-Expertinnen).

Der alpine Skisport ist immer noch der Kernbereich des Deutschen Skiverbands, in den 50 Prozent aller Mittel fließen. Sponsoren achten sehr genau auf das Abschneiden von Maria Riesch und von den anderen. Gut möglich auch, dass sich die zweite Reihe hinter Maria Riesch doch noch irgendwann nach vorne kämpft, aber diese Bühne, auf der das dann stattfindet, wird erst mal erheblich kleiner sein als jene bei der Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen.Seite 20

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