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Last und Lust. Steve Williams (r.) brachte es zum berühmtesten Caddie der Welt und führte nun Adam Scott zum Sieg. Foto: Reuters

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Sport: Der Helfer des Schicksals

Golfcaddie Steve Williams wurde von Tiger Woods entlassen – nun gewann er mit Adam Scott in Ohio

Berlin - Ein Caddie trägt nicht nur das Gepäck der Golfstars über den Platz. Ein guter Caddie sucht auch den richtigen Schläger für den genau platzierten Schlag aus, manchmal ist er auch Psychologe. In dieser Hinsicht ist Steve Williams ein sehr guter Caddie. Gerade hat der Neuseeländer Williams in Diensten des Australiers Adam Scott das WGC Invitational der Golfprofis in Ohio gewonnen. Nach einer 65er Abschlussrunde setzte sich Scott am Wochenende klar vor dem Weltranglistenersten Luke Donald aus England und dem US-Talent Rickie Fowler durch. An Scotts Seite jubelte der Caddie Steve Williams, der Sieg war auch sein Triumph. Am letzten Loch hatte er Scott zum richtigen Schläger geraten. „Wenn er mir den Schläger gibt, will ich ihm auch beweisen, dass ich es damit schaffe“, wurde Scott am nächsten Tag auf internationalen Golf-Internetseiten zitiert.

Die Geschichte des Turniers in Ohio, das fast so gut besetzt war wie ein Major, sollte eigentlich die Geschichte von Tiger Woods’ Comeback werden. Der aber landete nach seiner dreimonatigen Verletzungspause nur auf dem 37. Rang, acht Plätze hinter dem Deutschen Martin Kaymer. Stattdessen stahl Scott allen die Show – zusammen mit Williams, der bis vor kurzem noch der Caddie von Weltstar Woods war. „Dies war meine schönste Woche, und das meine ich wirklich so“, sagte Williams, der zuvor mit Woods 13 von dessen 14 Majorsiegen erlebt hat. „Dieser Sieg aber verschafft mir echte Befriedigung.“

Woods hatte seinen Caddie vor zwei Wochen überraschend gekündigt – wegen Illoyalität. Der hatte die Zeit von Woods’ Verletzung als Helfer für Scott überbrückt. Scott hat gerade seine Karriere auf neue Beine gestellt. Nach zwei erfolglosen Jahren zweifelte er an seinem Selbstbewusstsein, zuvor hatte er mehr Cuts verpasst als erreicht und sogar aus Wut einen Schläger zertrümmert. Scott feuerte seinen langjährigen Trainer, engagierte stattdessen seinen Schwager. Außerdem entließ er seinen Caddie – und konnte mit Williams keinen besseren Ersatz finden.

Williams ist heute der berühmteste Caddie der Welt. Der 48-Jährige hat schon im Alter von sechs Jahren als Helfer in seinem Heimatklub angefangen. Mit zehn drehte er bereits jedes Wochenende Runden als Caddie, abends spielte er selbst, hatte mit 13 Jahren ein Handicap von 2. Es gefiel ihm aber besser, Caddie zu sein.

Inzwischen streicht Williams neben seinem Gehalt einen Gewinnanteil von zehn Prozent ein – das sind Millionen, denn Woods spielte in seinen besten Jahren gut zehn Millionen Euro ein. Williams wird in seiner Heimat scherzhaft als „reichster neuseeländischer Sportler“ bezeichnet, nebenher fährt er auch noch Speedway. Dann aber kam es zum Zerwürfnis mit dem verblassenden Fixstern des Golfsports. „Ich war geschockt, als ich von Tiger Woods gefeuert wurde“, erzählte Williams, „ich war immer loyal.“

Nun, mit dem Sieg in Ohio, hat der Caddie einen neuen Partner gefunden – einen, der hart an sich arbeitet und seinem Helfer vertraut. Williams sagt: „Ich glaube an Schicksal.“ Jetzt war es auf seiner Seite.

Mike Wolff

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