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Sport: Der HSV befreit die Bayern

Eine lange Siegesserie ist zu Ende: Der Meister verliert 0:2 in Hamburg und ist darüber sogar noch froh

Von Karsten Doneck, dpa

Selbst die Münchner fühlten nachher so etwas wie Erleichterung. 15 Siege in Folge hatte der FC Bayern zuletzt verbucht. Das erfreute den Verein einerseits, andererseits geriet das aber auch zum Ballast. Als am Sonnabendnachmittag um 17.18 Uhr die Erfolgsbilanz mit der verdienten 0:2 (0:1)-Niederlage beim Hamburger SV endete, stellte Felix Magath, der Bayern-Trainer, nur noch sachlich fest: „Ganz Deutschland hat ja schon geweint: Was ist denn jetzt, wenn die Bayern wieder gewinnen?“ Und auch Torwart Oliver Kahn gewann der Niederlage vor 55 800 Zuschauern in der AOL-Arena noch eine positive Seite ab. „Vielleicht tut uns das ja mal ganz gut. Nach all den Siegen kam wohl bei uns schon ein bisschen der Schlendrian rein.“

Vielleicht. Der FC Bayern musste aber auch anerkennen, an diesem Tage auf einen HSV zu treffen, der schon in der Anfangsphase mit kleinen Fußball-Dingen sein Selbstvertrauen steigerte. So hatte Abwehrspieler Atouba schon nach 35 Sekunden mal eben Bayerns Hasan Salihamidzic lupenrein getunnelt. Eine Szene, die der ganzen Mannschaft signalisierte: Seht her, so schwer ist es gegen die Bayern doch gar nicht. Den Respekt abzulegen war für den HSV sehr wohl nötig. Immerhin haben die Hamburger die Münchner letztmals am 11. Februar des Jahres 1996 geschlagen. Damals gab es ein 2:1 durch Tore von Breitenreiter und Jähnig bei einem Gegentreffer von Mehmet Scholl.

„Wir haben genügend Selbstvertrauen, weil wir eine starke Mannschaft sind. Jeder vertraut den Qualitäten des anderen“, sagte HSV-Innenverteidiger Khalid Boulahrouz und nannte damit einen Grund für den Erfolg der Mannschaft. Und Sportchef Dietmar Beiersdorfer lobte eher pauschal: „Alles bei uns hatte Sinn und Verstand, toll, wie die Mannschaft das umgesetzt hat, was der Trainer vorgegeben hat.“ Natürlich kam dem HSV entgegen, dass Rafael van der Vaart früh das Führungstor gelang. „Unangenehm“, fand Felix Magath diesen Treffer, „denn das Tor hat den HSV noch selbstbewusster gemacht, wir haben dagegen keinen Rhythmus gefunden.“ Und sein Stürmerstar Roy Makaay fühlte sich an gewisse Naturgesetzmäßigkeiten erinnert: „Wenn du Rafael van der Vaart im Strafraum frei lässt, ist der Ball drin.“

Danach kontrollierte der HSV den Gegner, ließ kaum Torchancen zu. HSV-Torwart Stefan Wächter bekam nur eine Gelegenheit, sich auszuzeichnen: Einen Freistoß von Michael Ballack, der nach seiner Kapselzerrung im Knöchel nach drei Spielen Pause erstmals wieder dabei war und nicht überzeugte, parierte er gekonnt. Ansonsten gab es für Bayerns Offensive kein Durchkommen, selbst Makaay fand im Abwehrriegel des Gegners keine Lücke.

„Nach der Halbzeit haben wir besser mitgespielt, aber den Abschluss nicht richtig gesucht“, bemängelte Felix Magath. Ein Traumtor von Piotr Trochowski, der nach etwas mehr als einer Stunde den Ball in den Torwinkel zirkelte, entschied die Partie frühzeitig. „Ich habe es genossen“, sagte Trochowski zu seinem Tor. Erst im Winter war er nach Hamburg gewechselt – vom FC Bayern. Und er hatte sich beim HSV gleich im ersten Punktspiel schwer verletzt – gegen den FC Bayern.

Die Münchner spüren spätestens seit dieser Partie, dass ihnen im HSV, der nun seinerseits seit 17 Pflichtspielen (UI-Cup, Uefa-Cup, DFB-Pokal, Bundesliga) ungeschlagen ist, ein Rivale im Kampf um die Meisterschaft erwächst. „Nach sieben Spieltagen hat die Tabelle ja schon eine gewisse Aussagekraft. Und man sieht ja, wer unser erster Verfolger ist“, sagte Felix Magath. Neuer Ballast für den FC Bayern? Nachdem man doch gerade den gar nicht mal so lästigen Ballast der Siegesserie abgeschüttelt hat?

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