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Der Irrsinn der Frauen-WM: Hefner und der Barbiekicker

"Fußball ist immer noch wichtig“, sangen Fettes Brot, Bela B., Superpunk und Kettcar zur WM 2006. Man hätte es auch mit Adi Preißler sagen können, dass „auf’ m Platz“ entscheidend ist. In den Tagen vor dem Turnierstart der Frauen-WM rückt der sportliche Wert mehr und mehr in den Hintergrund.

In Zeiten, in denen Alice Schwarzer für die „Bild“ schreibt, schien es, als müsste nun das Team von Silvia Neid nicht nur gegnerische Teams besiegen, sondern das gesamte Machotum dieser Welt. Nicht Kanada als Gegner, sondern ein „All Star Team“ aus Hugh Hefner, Claude-Oliver Rudolph und Rudi Assauer. Die Krone setzte dem Ganzen der jüngste „Tatort“ auf, bei dem der Zuschauer nicht nach dem Mörder fahndete, sondern nach dem Drehbuchautor. Denn der hatte mit der plattitüdengeschwängerten Story das eigentliche Verbrechen begangen.

Um Fußball ging es nicht mehr, wie auch die darauf folgende Woche zeigte. Hier ein kleiner Auszug der Meldungen eines einzigen Tages: „Wulff spricht vom zweiten Sommermärchen“, „WM im eigenen Land lässt auch die Herzen vieler Firmenchefs höher schlagen“, „Ball mit Vagina: Museum zeigt Fußball und Sexualität“, „Maria Furtwängler findet Bajramaj süß“, „Fifa: Gemischte Dreier bei WM-Referees“, „WM-Eröffnungsfeier: Olympiastadion voller Spiegel. ,Dabei stehen die Schönheit und Eleganz des Frauenfußballs im Mittelpunkt’, berichteten die Organisatoren“ und zu guter Letzt: „Zur WM: Pinker Barbie-Kickertisch im KaDeWe aufgestellt.“ Fundierte Prognosen zur WM versprach man sich auch von Guildo Horn und der unvermeidlichen Krake Paul II. Dann am Abend die Überraschung, eine sportliche Meldung: „Neid setzt auf 4-2-3-1-System“ – Fußball ist doch noch wichtig.

Am Sonntag rollt nun endlich der Ball. Man kann hoffen, dass damit der ganze Irrsinn rund ums Turnier mit überbordenden Erwartungen und pinken Kickertischen beendet ist. Oder befürchten, dass er gerade erst angefangen hat.

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