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Sport: Der Jargon ist schon viertklassig

Beschuldigungen und Rücktrittswelle in Jena

Jena - Henning Bürger redete nach dem Spiel des bereits feststehenden Zweitligaabsteigers Carl Zeiss Jena gegen den 1. FC Kaiserslautern (2:2) Klartext. „Hier im Verein herrscht mittlerweile ein Umgangston, so ein Jargon, das ist nicht mal mehr viertklassig“, sagte Jenas Trainer. „Ich muss mich von einigen Sachen klar distanzieren. Die gehen ins Private. Und da ist das Ende erreicht.“ Danach verschwand Bürger, und Jenas Pressesprecher Andreas Trautmann stellte erst einmal ungefragt fest: „Henning Bürger will seine Arbeit bei uns fortsetzen.“

Dies tun andere Entscheidungsträger bei den Thüringern nicht mehr. Geschäftsführer Matthias Härzschel trat vor einer Woche zurück – wegen Problemen mit der Amtsführung von Präsident Rainer Zipfel. „Es gab Absprachen mit ihm, an die er sich nicht gehalten hat. Zudem habe ich Einblicke in Geschäftsgebaren bekommen, die ich als Geschäftsführer nicht mittragen kann“, warf Härzschel Zipfel vor.

Härzschels Rücktritt mündete in einer Schlammschlacht. Der scheidende Hauptsponsor Tobias Rameder warf Zipfel voller Polemik vor, seinen Verein besser als die Stasi zu führen. Die Geraer Firma „Massivhaus“ machte ihr geplantes Hauptsponsoren-Engagement beim zukünftigen Drittligisten vom Rücktritt Zipfels abhängig. Weitere Sponsoren ließen ähnliche Absichten anklingen.

Rainer Zipfel, Ost-Chef des Entsorgungsunternehmen „Remondis“, gab dem Druck am Montag nach. „Um die öffentliche Diskussion um Köpfe sowie die offenkundige Lagerbildung, die sich an meiner Person festmacht, zu beenden“, stelle er sein Amt zur Verfügung, erklärte Zipfel. In seinem Gefolge werde auch Schatzmeister Gerald Glöckner seinen Posten aufgeben. Kurioserweise war Zipfel noch tags zuvor vom Aufsichtsrat mit 4:3 Stimmen das Vertrauen ausgesprochen worden. Doch weil er gegenüber der Frau von Trainer Bürger beleidigend geworden sein soll, blieb Zipfel nach sieben Jahren Amtszeit letztlich nur der Rücktritt. In die Rücktrittswelle reihte sich bereits am Sonntag auch Michael Meier ein. Der Aufsichtsratschef (Intersport) gilt als Zipfel-Vertrauter und wurde angeblich bei der Vergabe des Ausrüstervertrages erneut vom Verein berücksichtigt, obwohl es bessere Angebote gab. Matthias Koch

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